Eigentlich wollte ich heute Vormittag in den Mantadia Nationalpark, der circa eine 3/4 Stunde Fahrt vom Hotel entfernt ist. Mir wurde hier aber empfohlen stattdessen den kleineren Park Analamazoatra zu besuchen, da die Chance dort größer ist, die Indri Indri und andere Lemuren zu sehen. Das muss ich erstmal so glauben und um 7:45 Uhr starten wir vom Hotel. Für Touristen ist der Besuch der Nationalparks nicht besonders günstig, da man zum Eintritt immer noch einen Guide dazubuchen muss. In diesem Fall kostet der Eintritt 45000 Ariary und der Guide für den sogenannten Adventure Trail noch einmal 80000 Ariary. Wenn man also alleine ist, dann sind das 25 € für eine 4-stündige, 6 km lange Tour. Von der Summe her ist das noch OK, aber in Relation zu den hiesigen Verhältnissen finde ich das schon sehr viel. Da der Guide sicher nur einen Bruchteil von den 80000 Ariary als Lohn bekommt, versickert das Geld vermutlich in den Taschen von irgendwelchen Politikern. Die Touristen können auch nicht sehen, ob ihnen tatsächlich das geboten wird, was sie gekauft haben. Man kann natürlich versuchen, sich jemandem anzuschließen und somit die Kosten für den Guide zu teilen, denn der oben genannte Preis gilt für Gruppen bis zu 4 Personen.
Lemuren gibt es in freier Natur ja nur auf Madagaskar und den angrenzenden Inseln. Auch wenn einige Arten bereits ausgestorben sind, so gibt es derzeit noch insgesamt mehr als 100 Arten. Der Park nennt sich auch „Paradies der Indri-Indri“. Das sind mit bis zu 90 cm Größe die größten Lemuren und die kommen nur im nordöstlichen Teil der Insel vor. Es sind die einzigen Lemuren, die nur einen kurzen Stummelschwanz haben. Die durchdringenden Rufe der Indris, die weit durch den Regenwald zu hören sind, klingen etwas unheimlich. Es dauert auch nicht lange, bis der „Gesang“ zu hören ist. Steht man direkt unter ihnen, dann ist das richtig laut. Kein Wunder, dass das kilometerweit durch den Wald schallt. Sogar in der einige Kilometer entfernter Lodge hört man die Laute noch leise, aber deutlich. Die Indris leben territorial in kleinen Gruppen.
Auch bei den Indri Indri gibt es zurzeit Nachwuchs. Da das nur alle zwei bis drei Jahre vorkommt, ist es nicht selbstverständlich in dieser Jahreszeit ein Muttertier mit Baby zu sehen. Das Kleine turnt oben in den Bäumen immer irgendwo auf der Mutter herum, und es ist schwer den richtigen Augenblick für ein Foto zu erwischen.

Unter einem Blatt entdecken wir einen männlichen Giraffenhalskäfer. Das Weibchen hat nicht diesen langen Hals und sitzt unter einem anderen Blatt. Da bahnt sich vielleicht etwas an 🙂
Die Vögel machen sich relativ rar im Park, aber der kleine Rotbrust-Paradiesschnäpper kann sich sehen lassen und posiert einen Moment lang für die Kamera.
Kurz nach den Indri Indri sind einige Sifakas in den Bäumen zu sehen. Einer ist sogar am Boden und lässt sich von den Touristen, die ihm ziemlich dicht auf die Pelle rücken, eine Weile gar nicht stören.