Die heutige Etappe führt nach Manja. Da man es nicht schafft, an einem Tag direkt von Itafy nach Morondava zu fahren, muss man in diesem nichtssagenden Ort eine Übernachtung einplanen. Das Video zeigt eine typische Durchfahrt durch eines der vielen Dörfer. Ein heilloses Durcheinander von überfüllten Taxi Brousse, Pousse-Pousse, Ochsenkarren und Fußgängern. Am Straßenrand wird nebenbei auch noch alles Mögliche verkauft und gekauft. Alle bleiben aber relativ entspannt und nehmen die Situation als gegeben hin. Hupen hilft letztendlich doch, um sich etwas Platz zu verschaffen, da die Fußgänger dann in der Regel einen Schritt zur Seite gehen.
Bei Bac de Bevoay müssen wir den ersten Fluss überqueren. Es ist der Mangoky, der mit 564 km längste Fluss Madagaskars, der in der Straße vom Mosambik mündet. Aktuell ist das Flussbett jedoch komplett ausgetrocknet. Es gibt wohl einen offiziellen Übergang, an dem es üblicherweise auch eine Fährverbindung gibt. Mein Fahrer kennt allerdings eine Alternative über einen privaten Übergang. Bevor wir dort angekommen, muss ich mich allerdings im Auto nach hinten setzen, da der Preis für die Durchfahrt gleich um ein Vielfaches ansteigt, wenn Touristen zu sehen sind. Es gibt mehrere Kontrollpunkte und wir müssen nur 30000 Ariary zahlen, was ansonsten auch leicht sechsstellig werden kann. Ich musste mich nicht richtig verstecken, sondern es reichte aus, dass vorne zwei Einheimische in Fahrzeug saßen. Bei so etwas zahlt sich natürlich die Erfahrung des Fahrers aus. Auch die Fahrt durch das sandige Gelände vor und hinter dem Flussbett ist eine Herausforderung, da dieser Weg in keinem Navi als möglicher Weg existiert und es keinerlei Schilder oder Wegmarkierungen gibt, wie man auf die RN9 zurückkommt.
Hier in der Gegend tauchen auch die ersten Baobabs auf. Weltweit gibt es acht verschiedene Arten, von den sechs auf Madagaskar endemisch sind. Da die Blätter sich in der Regel erst zum Beginn der Regenzeit entwickeln, sind die meisten Baobabs derzeit noch ganz kahl oder zeigen vereinzelt nur ein leichtes Grün.
In einem Fluss baden Kinder zusammen mit ihren Zebus und wenig später müssen wir warten bis eine kleine Zebuherde die Straße passiert hat. Das Zebu, oder wie man hier sagt Omby, hat vielfache Bedeutung in Madagaskar. Zum einen ist es als Nutztier für den Transport von diversen Dingen unverzichtbar, da sich kaum jemand ein Auto leisten kann. Ein kleiner Prozentsatz der Omby sind auch Schlachttiere. Allerdings sind sie auch Statussymbole und haben bei verschiedenen Traditionen eine Bedeutung. Sie sind sowohl Mitgift bei Hochzeiten, als auch Opfertiere, um sich mit den Ahnen gut zu stellen. Das mit den Hochzeiten ist hier für Europäer auch befremdlich. Per Gesetz müssen Frauen mindestens 14 Jahre alt sein, bevor sie mit Erlaubnis der Eltern heiraten „dürfen“. Ein Drittel aller Frauen hat schon mindestens ein Kind, bevor sie 19 Jahre alt sind. Vier bis sechs Kinder in einer Familie sind normal. Auch Polygamie gibt es noch, obwohl das offiziell verboten ist. Ardo erzählt, dass dabei die erste Frau um Erlaubnis gefragt werden muss, wenn eine weitere Frau dazu kommen soll. Hier kommen dann wieder die Zebus als Mitgift ins Spiel. Unter zehn Zebus geht da wohl nichts. Bei einem Wert eines Zebus von ungefähr 150 €, entsprechend mehreren Monatsgehältern, ist das schon eine Menge. Leider brauchen die circa 19 Millionen Zebus auch Weideflächen und das ist ein zusätzlicher Grund für die fortschreitende Abholzung der noch verbliebenden Wälder. Das Zebu findet sich nicht nur im Wappen des Landes wieder, sondern es ist einfach überall präsent (siehe auch die Motorhaube von dem weißen Minibus in dem Video).
Das einzige Hotel in Manja ist das Hotel Kanto. Es gibt einmal das Haus direkt an der Straße und dann gibt es noch einige Zimmer in einer ruhigeren Ecke. Die Zimmer sind einfach, aber ok für den Preis und für eine Nacht. Wir gönnen uns etwas zu essen und das eine oder andere Bier und beobachten dabei das Treiben auf der Straße (mein „Team“ Anja und Ardo rechts an dem Tisch).
Manchmal sind es nur ein paar Zebus, die die Straße entlang gehen, dann kommt ein alter Mercedes Lkw (vermutlich aus den 60er Jahren) mit Reissäcken, die ruckzuck abgeladen werden, oder etliche Schulkinder in ihren Uniformen gehen vorbei. Es gibt also einiges zu schauen.
Der „Speisesaal“ des Hotels liegt im Hinterhof. Dort gibt es Abendessen, das man bereits bei der Ankunft bestellen muss, und am nächsten Morgen auch das Frühstück. Zu dem Teil des Hotels, in dem ich mein Zimmer habe, sind es von hier ein paar Minuten zu Fuß. Im Hintergrund sieht man Zimmer 10 und 20.