Als ich um 7 Uhr aufstehe, ist auf der Straße vor dem Hotel noch nicht viel Betrieb. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie die Frauen große schwere Körbe oder Schüsseln scheinbar mühelos freihändig auf ihren Köpfen tragen und balancieren. Bevor ich mich gleich für die Abfahrt fertig mache, schwimme ich noch ein paar Runden im erfrischend kühlen Pool.
Es geht weiter über die Buckelpiste nach Norden. In der Baobab Allee sind morgens um 8 Uhr bis auf ein Pärchen überhaupt keine Touristen. Lediglich eine Gruppe einheimischer Frauen hat offensichtlich etwas zu besprechen.
Madagaskardrongos sieht man hier häufiger. Mit ihrem Gabelschwanz und der Haube auf dem Kopf sind sie leicht zu erkennen. Die Vögel, die in etwa die Größe von Elstern haben, sind Meister der Stimmenimitation. Neben vielen anderen Vogelarten können sie auch Lemuren und anderes imitieren.
Auch einen Madagaskar-Wiedehopf sehen wir unterwegs am Straßenrand. Vermutlich hat er sein Nest in dem Baum.
Wie man sieht, gibt es hier in der Gegend sehr viele Baobabs, auch wenn diese Exemplare noch nicht so eindrucksvoll sind. Erschreckend deutlich wird aber auf dem Foto, dass bis auf die Baobabs wirklich sämtliche Vegetation vernichtet wurde.
Die Strecke ist ansonsten bis Belo sur Tsiribihina langweilig und ereignislos. Es begegnen uns in den 3 bis 4 Stunden auch fast keine anderen Autos. Da die von mir festgelegte Reiseroute nicht der „Norm“ entspricht, sind es, wenn überhaupt, entgegenkommende Fahrzeuge, weil meine Route von Tana im Uhrzeigersinn verläuft, und die Touren der Agenturen in der Regel gegen den Uhrzeigersinn.
Der Tsiribihina ist der erste Fluss, der soviel Wasser führt, sodass wir die Fähre nehmen müssen, was natürlich hier wie ein kleines Abenteuer ist. Auf unsere Fähre passen sechs Fahrzeuge, auf die Fähre gegenüber lediglich vier. Die Überfahrt kostet 30000 Ariary und dauert nur ein paar Minuten.
In dem braunen Flusswasser wird ausgiebig gebadet und wie überall, wo etwas Wasser ist, Wäsche gewaschen. Die Wäsche wird zum Trocknen meist einfach in der Sonne auf den Boden oder auf vorhandene Sträucher gelegt.
Bei der Überfahrt von der Fähre an Land muss man schon gut zielen, um heil über die schmalen Planken zu kommen. Am besten geschieht das mit etwas Schwung, damit man die anschließende Steigung problemlos hochkommt.
In Belo sur Tsiribihina esse ich im Mad Zebu etwas, da das im Internet und in Reiseführern als ein „must see“ angepriesen wurde. Das ist natürlich ein Restaurant, dass vom Preisniveau her nur etwas für Touristen ist. Trotz des Namens entscheide ich mich für ein vegetarisches Gericht und muss sagen, dass das qualitativ wirklich sehr gut und lecker war. Ich bevorzuge dennoch Restaurants, die auch von Einheimischen besucht werden. Während des Essens komme ich ins Gespräch mit einem Pärchen, das noch eine Mitfahrgelegenheit zum Tsingy de Bemaraha Nationalpark sucht. Sie ist Deutsche aus Niedersachsen und er ist Neuseeländer. Die beiden bereisen Madagaskar mit Fahrrädern, die sie aus Deutschland mitgebracht haben. Das ist schon sehr speziell und kommt vermutlich auch sehr selten vor. Mittlerweile haben die beiden aber schon festgestellt, dass man schnell an seine Grenzen stößt. Auf den sandigen Pisten ist es oft nicht möglich, mit dem Fahrrad zu fahren, sodass man die bepackten Fahrräder durch den weichen Sand schieben muss. Das bei Temperaturen über 30° C über etliche Kilometer zu machen, ist alles andere als ein Vergnügen. Ich entscheide mich, die beiden mitzunehmen. Die Fahrräder lassen sie für die nächsten Tage im Hotel in Belo sur Tsiribihina.
Ein paar Stunden holprige Sandpiste sind noch zu bewältigen. Wie aufmerksam der Fahrer ist, zeigt sich, als er während der Fahrt vor uns auf der Fahrbahn ein Chamäleon entdeckt, das sich farblich nicht gerade deutlich vom Boden abhebt. Nur sehr zögerlich verlässt es die Straße und täuscht dabei immer wieder durch hin- und her wippen vor, ein Blatt oder Zweig im Wind zu sein. Genau in dem Moment, als ich auf Stopp gedrückt habe, hat es dann in den Speedmodus gewechselt und war in Nullkommanichts im sicheren Gebüsch.
Offensichtlich haben die Flüsse etwas weiter nördlich mehr Wasser, denn bei Bekopaka müssen wir erneut eine Fähre nehmen, um dort den Manambolo zu überqueren. Diese Fähre ist etwas kleiner als die letzte und reicht nur für zwei Pkw. Genaugenommen sind es nur zwei schmale Boote, auf die oben eine verbindende Holzplattform aufgelegt wurde. Angetrieben wird das ganze von zwei alten Motoren ohne Schalldämpfer, die bei Anlassen erstmal eine riesige schwarze Rußwolke von sich geben. Bei der anderen Fähre, die hier verkehrt, ist der Antrieb offenbar defekt, sodass diese von zwei Männern mit zwei langen Stangen und Muskelkraft ans andere Ufer transportiert wird. Auffahrt und Abfahrt sind diesmal noch etwas sportlicher als bei der letzten Fähre.
Nach der Überquerung ist es dann auch nur noch ein kleines Stück bis zum Hotel, das einen gemischten Eindruck macht. Im Zimmer ist es leider über 30° C warm, eine Klimaanlage gibt es nicht und der kleine Ventilator über dem Bett ist laut und nutzlos. Der Pool sieht eher aus wie ein Fischteich, da das Wasser grün und trübe ist und WLAN gibt es wieder mal nur in der Nähe der Rezeption. Ursprünglich hatte ich ein anderes Hotel gebucht, von dem mir aber von Ardo und Anja abgeraten wurde, da es dort wohl in letzter Zeit häufiger Probleme mit Diebstahl und Polizei gab.