Tsingy

Nach einer schlechten Nacht in dem viel zu heißen Zimmer geht es heute in den Nationalpark Tsingy de Bemaraha. Ähnlich wie die Allee der Baobas ist auch dieser Nationalpark fast immer zu sehen, wenn irgendwo etwas über Madagaskar berichtet wird. Bereits gestern Nachmittag haben wir uns die Tickets besorgt und unseren Guide getroffen. Dadurch, dass wir ja gestern das Pärchen mitgenommen haben, teilen sich zumindest die Kosten für den Guide diesmal durch drei. Es gibt zwei Touren, die kleinen oder die großen Tsingys. Manch einer macht vermutlich auch beide Touren, aber wir haben uns nur für die großen Tsingys entschieden, da die kleinen im Anschluss daran nicht mehr wirklich etwas zu bieten haben. Die Tour ist eher für diejenigen gedacht, die Höhenangst haben, oder körperlich nicht so fit sind.
Bereits um 6:30 Uhr sind wir am Parkplatz verabredet. Im Nachhinein würde ich sogar einen noch früheren Start empfehlen, denn vom Treffpunkt ist es bis zu den großen Tsingys noch circa eine Stunde Fahrt. Je eher man die Tour startet, umso „kühler“ ist es während der Tour und umso größer ist auch die Chance, dass noch ein paar Lemuren in den Tsingys herumturnen. In dieser trockenen Gegend ist es nicht ungewöhnlich, dass schon am späten Vormittag Temperaturen über 30° C erreicht werden, die sich anfühlen wie 40° C. Um die Mittagszeit wird es dann einfach zu heiß für körperliche Anstrengungen. Zu beachten ist, dass der Park in der Regenzeit nicht besucht werden kann. Ab November hängt es also davon ab, wann der Regen beginnt. Für die Reiseplanung muss man berücksichtigen, dass es, selbst wenn man von Antananrivo nach Morondava fliegt, immer noch eine Tagestour mit dem Auto bis Bekopaka ist.
Die Felsformationen entstanden vor 200 Millionen Jahren durch Ablagerung von Meerestieren, also zu einer Zeit als diese Gegend noch unter dem Meeresspiegel lag. Durch chemische Reaktionen und Erosion ist der Kalkstein dann so bizarr mit den scharfen Spitzen ausgewaschen worden. Das madagassische Wort „mitsingitsingina“, kurz „tsingy“ bedeutet „auf den Zehenspitzen gehen“. Die Namensgebung kommt vermutlich daher kommt, dass Lemuren, die seinerzeit noch bejagt wurden, sich in diese Gegend zurückgezogen haben und sich scheinbar mühelos „auf Zehenspitzen“ in den spitzen Felsen bewegen konnten.
Dass die große Tsingy Tour nichts für jedermann ist, wird spätestens klar, als wir uns nach der Ankunft auf dem Parkplatz, alle Klettergeschirr anlegen müssen. Da viele Dinge „fady“, also Verbote sind, und viele Orte auch heilig sind, wird uns als Regel mitgegeben, nicht mit dem ausgestreckten Finger auf etwas, das man gesehen hat, zu zeigen.
Zunächst geht es unspektakulär durch einen Wald. In einem Baum sitzt ein nachtaktiver Wieselmaki. Mit seinen für die Nacht optimierten großen Augen kann er vermutlich am Tag nicht ganz so gut sehen.

Den Madagaskarleguan hätte ich im Vorbeigehen nie auf der Baumrinde erkannt. Erst nach zwei- dreimal hinschauen entdecke ich ihn.

Noch befinden wir uns am Grund der Tsingys, aber schon bald klettern wir höher. Spätestens dann sollte man möglichst schwindelfrei sein bzw. keine Höhenangst haben. Auch eine gewisse körperliche Fitness ist erforderlich, um den Kletterparcours in den 30 Meter hohen Felsnadeln zu bewältigen.

Oben angekommen bekommt man den Überblick über die einzigartige Gegend. Leider sind heute Vormittag jedoch keine Lemuren in den Felsen zu sehen.

Auch eine sehr wackelige Hängebrücke muss auf der Tour überquert werden.

Der kleine Madagaskarrötel hat gelernt, dass es an dem Rastplatz in einer Schlucht am Fuße der Tsingys immer was zu fressen gibt. Ohne Scheu sitzt er nur einen Meter entfernt auf einem Stein und wartet auf ein paar Krümel vom Sandwich.

Eine wirklich tolle, teils herausfordernde und teils anstrengende Tour durch die Tsingys geht nach circa 4 Stunden zu Ende. Auf dem Parkplatz hängen an einem Baum Teile eines zerlegten Wildschweins, die man wirklich günstig kaufen kann. Auch Samenschoten der Tamarinde werden angeboten.