Antananarivo

Das nächste und letzte Ziel dieses Teiles der Reise ist es nach Antananarivo zurückzukommen. Die 650 km von Morondava sind natürlich nicht an einem Tag zu bewältigen. Es gäbe die Möglichkeit im knapp 300 km entfernten Miandrivazo zu übernachten, ich entscheide mich allerdings dafür in Antsirabe zu übernachten, damit die morgige Etappe nicht so lang ist. Mit 550 km wird es heute daher die längste Etappe der ganzen Reise. Auch wenn es sich wieder um asphaltierte Straßen handelt, wird die Fahrt vermutlich mindestens 10 Stunden dauern.
Kinderarbeit ist ja offiziell verboten, aber hier leider eher die Regel als die Ausnahme, da die Familien für ihren Lebensunterhalt darauf angewiesen sind. Oft hat der Zuverdienst ja bedauerlicherweise auch Vorrang vor der Schule. Auch hier an der Brücke steht ein Mädchen, um ein paar Früchte zu verkaufen. Unterwegs sind auch an vielen Stellen, an denen die Straße kaputt ist, Leute, die Schlaglöcher mit Steinen und Sand auffüllen, in der Hoffnung, dass die Autofahrer das mit ein paar Ariary würdigen. Auch dabei habe ich kleine Jungen im Alter von 5 bis 8 Jahren gesehen, die durch dem Staub, den die vorbeifahrenden Autos aufwirbeln, schon von Kopf bis Fuß grau waren. Das gibt einem dann doch sehr zu denken.

Die Gegend ist wieder weitgehend vegetationslos. Im Hintergrund sieht man eine Rauchschwade aufsteigen. Kurz darauf fahren wir dann auch selbst durch einen Bereich, der bis an die Straße in Flammen steht.

Zwischen Dabolava und Soanafindra ist noch so ein Ort, an dem viele Einheimische auf das große Glück hoffen. Hier sind es nicht Saphire, sondern Gold, das gesucht wird. Die harte körperliche Arbeit zahlt sich aber auch hier kaum aus. Mit den hölzernen Stangen, die unten ein metallenes Ende haben, wird unaufhörlich auf den großen Felsen eingeschlagen. Es sind auch viele Frauen mit ihren kleinen Kindern hier, die teilweise noch gestillt werden.

Koba ist eine kulinarische Spezialität Madagaskars. Der Teig aus gerösteten Erdnüssen, frischen Bananen, Zucker, Mehl und Reis wird in Bananenblätter eingewickelt gegart. Schon am ersten Tag in Antananarivo hatten wir das gegessen, aber nun haben wir zufällig den Verkäufer gesehen als wir durch Antanambao Ambary gefahren sind, und haben uns noch einmal für jeden eine Scheibe gekauft. Es ist kein kulinarisches Highlight, aber eine nationale Spezialität, die man nicht überall bekommt. Die Konsistenz ist in etwa wie Kuchen, aber es ist nicht so süß.

Erst im Dunkeln kommen wir in Antsirabe an und es ist sehr schwierig das Hotel zu finden. Nachdem wir uns erst einmal verfahren haben, weil Ardo meinte, er könne den Weg besser mündlich beschreiben, als einfach den Anweisungen des Navis zu folgen, haben wir nach zwei Telefonaten das Hotel dann endlich gefunden. Nach einem Abendessen ging es dann auch zeitig in das riesige, superbequeme Bett.


Am nächsten Morgen geht es ausgeruht nach Antananarivo. In Sabaina gibt es in einem Hotely als zweites Frühstück ein letztes Mal die Reissuppe Vary@Anana und ein paar Snacks für unterwegs nehmen wir auch noch mit.

In Antananarivo stehen heute noch der Besuch des Königspalastes Rova, der Avenue de L’Independance und des Analakely Marktes auf dem Zettel. Als Erstes checken wir aber im Hotel ein und laden dort das Gepäck aus. Da Anja mein Fahrer kurzfristig bereits einen Folgeauftrag bekommen hat, verabschieden wir uns bereits beim Rova, der bis Ende des 19. Jahrhunderts, als Madagaskar von den Franzosen besetzt wurde, als Königspalast genutzt wurde. Auf dem Gelände des Rova befanden sich mehrere Palastbauten, die Königsgräber und eine evangelische Kirche. 1995 wurde vieles bei einem Brand vernichtet und weil das Geld fehlte, dauerten die geplanten Wiederaufbaumaßnahmen 15 Jahre. Der Palast liegt fast 200 Meter über der Unterstadt auf einer Höhe von 1462 Metern.
Es gibt verschiedene Preiskategorien für den Besuch des Rova. Ein Guide ist hier zum Glück nur optional. Ich habe nur ein Ticket für den vorderen Bereich und das Hauptgebäude, in dem etliche Dinge aus der Geschichte Madagaskars ausgestellt sind (fotografieren ist verboten), gekauft.

Auf dem Bild sieht man nochmal schön die blühenden Jacaranda-Bäume rund um den Lac Anosy. Im Vordergrund das Stadion Kianja Barea Mahamasina, in dem es leider schon oft Zwischenfälle mit Todesopfern gab. Erst vor circa einem Jahr sind dort bei einer Massenpanik etliche Menschen zu Tode gekommen und sehr viele verletzt worden.

Mit einem Taxi fahren wir, nachdem der Preis festgelegt wurde, runter in die Stadt. Als der Fahrer uns einen Preis genannt hatte, sagten wir, wie viel wir bezahlen würden. Er ließ sich nicht darauf ein und wir gingen zu Fuß weiter. Als wir circa 100 Meter weit gegangen waren, fuhr der Taxifahrer neben uns her und akzeptierte unseren Preis.
Typisch für Tana sind die alten Citroën 2CV und Renault R4 Taxen. Die sieht man hier wirklich noch häufig.

Die Avenue de L’Independance ist keine Flaniermeile, auf der man gemütlich bummeln geht und im Straßenkaffee eine Tasse Kaffee trinkt. Noch während wir im Taxi sitzen um zu bezahlen, kommt eine dubiose Person an die Tür und Ardo gibt mir zu verstehen, dass ich das Fenster besser schließen soll. Wir lassen uns nach dem Bezahlen noch ein kleines Stück weiterfahren, um den unerwünschten „Gast“ abzuschütteln.

Auch das Rathaus wurde 1972 bei einem Feuer während örtlicher Unruhen zerstört und aus finanziellen Gründen lange Zeit nicht wieder aufgebaut. Erst seit Ende 2010 steht dieser Neubau am Platz des alten Rathauses.

Der Analakely Market ist der größte Markt in Antananarivo. Dort gibt es Lebensmittel, Kleidung, Haushaltsgegenstände und alles was man brauchen kann. Wenn man dort hingeht, ist es am besten, wenn man keinerlei Wertgegenstände bei sich hat und möglichst auch nicht allein unterwegs ist. Ich trage meinen Rucksack mal wieder vorne und habe meine Hand in der Hosentasche mit dem Portemonnaie und dem Handy. Als ich mit dem Handy ein paar Fotos mache, wird Ardo etwas nervös, da Handys auch schnell mal aus der Hand gerissen werden. Ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich so „gefährlich“ ist, aber allein durch die diversen Hinweise, die man im Internet gelesen hat, und die leichte Nervosität von Ardo fühle ich mich etwas unsicher. In einigen Bereich ist es schon sehr eng, sodass Taschendiebe leichtes Spiel haben.
Ich würde den Besuch des Marktes dennoch empfehlen, da es nichts touristisches ist, sondern ein Fenster in den Alltag der Einwohner.

Im Hintergrund sieht man die Treppen, die in die Oberstadt hinaufführen.

Als ich abends im Dunkeln vom Hotel zu einem circa 200 Meter entfernten Restaurant gehen möchte, werde ich von einem Hotelmitarbeiter dorthin begleitet. Er sagt, dass ich ihn gerne anrufen kann, wenn ich zurückgehen möchte, damit er mich abholt. Das lässt das Gefühl in mir aufkommen, dass es nicht so sicher ist, hier allein im Dunkeln herumzulaufen, auch wenn es nur 200 Meter sind. Ich finde das jedoch übertrieben, da es ja noch früh am Abend und nicht in der Nacht ist. Außerdem ist es nicht irgendeine dunkle Gasse, sondern eine belebte Straße. Ich gehe den kurzen Weg also ohne Begleitschutz.


Es waren sehr interessante 18 Tage auf Madagaskar. Ein Abenteuer, bei dem über 3000 km auf schlechten Straßen, ob asphaltiert oder nicht, pannenfrei absolviert wurden. Ich würde sagen 97 % der Strecke hätte ich auch problemlos allein bewältigen können, wobei die einzelnen Streckenabschnitte dann allerdings noch länger gedauert hätten, als sie mit meinem erfahrenen Fahrer ohnehin schon gedauert haben. Wie das dann bei den vielen Polizeikontrollen oder an den Fähren ausgesehen hätte, kann ich nicht beurteilen. Rückblickend würde ich die Variante mit Fahrer wieder wählen, wenn ich nochmal hierher reisen würde. Der grüne Osten und der Norden wären ganz bestimmt auch noch eine Reise wert. Ein komisches Gefühl fährt in so einem armen Land auf jeden Fall mit, da man ja als Europäer doch sehr privilegiert ist und unterwegs immer wieder mit der Armut konfrontiert wird. Hinsichtlich der Natur war es anders als erwartet. Die fortschreitende Zerstörung der Landschaft ist vielerorts unübersehbar und bis auf Zebus sieht man Tiere somit auch nur vereinzelt in den Nationalparks, von denen es ja zum Glück einige gibt. Schaut man sich die Karte an, dann wird allerdings auch deutlich, dass nur ein ganz kleiner Teil der Insel geschützt ist.
Ohne dass ich davon in irgendeiner Form profitiere oder profitiert habe, möchte ich die Agentur, bei der ich den Wagen mit Fahrer gebucht habe, noch nennen, da alles so reibungslos und unkompliziert funktioniert hat. Es gibt natürlich auch noch etliche andere Anbieter, und auch andere Arten auf der Insel zu reisen.