Sehr viele Städte/Orte auf der Insel sind offensichtlich nach irgendwelchen Heiligen benannt worden. Neben der heutigen Hauptstadt Saint-Denis gibt es Saint-Paul, Saint-Leu, Saint-Louis, Saint-Pierre, Saint-Joseph, Saint-Phillipe, Saint-Rose, …, Saint-Suzanne, Saint-Marie und weitere, die ich nicht alle erwähnen möchte. Die Insel wurde 1638 offiziell von Frankreich beansprucht. 1665 wurden die ersten Siedlungen für die ersten 30 bis 35 Einwohner errichtet, die dann vermutlich auch für die Namensgebung verantwortlich sind.
Heute führt mich mein Weg über die Nordpsitze in den Cirque de Salazie, in den ich ja gestern vom Gîte de Bélouve schon hineinschauen konnte. Leider gibt es für die 500 Meter Luftlinie von dem gestrigen Aussichtspunkt bis zur Straße nach Salazie keine Verbindungsstraße, sonst hätte man das gut kombinieren können. Ich fahre das erste Mal bei Tageslicht über das erst 2022 eröffnete knapp 9 km lange Teilstück des Viaduc de la Nouvelle Route du Littoral. Die mit 130 Millionen Euro pro Kilometer „teuerste Straße der Welt“, die parallel zur existierenden Straße gebaut wurde, wird wie fast alle Baustellen auf der Insel von der EU gefördert. Inwieweit man es für ein weit von der EU entferntes Überseedepartement richtig empfindet, dass eine sechsspurige Straße durch den Indischen Ozean gebaut wird, kann jeder selbst beurteilen. Die Begründung für den Bau ist wohl, dass die bestehende Straße durch Steinschlag gefährdet ist und bei einem Zyclon der Verkehr durch hohe Wellen eingeschränkt wird. Dass man bei einer so extrem teuren Straße, die nicht stark befahren wird, dann auch noch in jeder Fahrtrichtung eine separate Busspur vorsieht, ist aus meiner Sicht die Krönung der Verschwendung. Es ist ja schließlich nicht so, dass hier zwei Metropolen verbunden werden und hunderttausende von Fahrzeugen täglich die Strecke nutzen.
Leider ist auch heute im Inneren der Insel kein optimales Wetter. Es sieht sogar noch schlechter aus als gestern.
Der Wasserfall Cascade Blanche fällt in 4 Stufen 640 Meter tief hinab und ist damit einer der höchsten Wasserfälle der Welt, auch wenn die Wassermassen nicht so spektakulär sind. Von einem Restaurant an der Straße führt ein Wanderweg dorthin, der ganz bequem beginnt, aber dann doch teilweise ziemlich rutschig und matschig wird. Am besten also feste Schuhe anziehen. Bereits wenige Minuten nachdem ich das Foto gemacht habe, ist ein Großteil des Wasserfalls bereits in den Wolken verschwunden, sodass ich auf halber Strecke umdrehe. Kurz bevor ich am Parkplatz ankomme, fängt es dann auch noch an zu tröpfeln.
Gar nicht erwarten würde man in dem Wald den teilweise dort wachsenden großen Bambus.
Die beschauliche Gemeinde Salzie wartet mit einem einen für den Ort viel zu großen Kirche auf, die mit ihren zwei Türmen ohne Spitze auch mehr wie eine alte Burg aussieht. Über dem Eingang steht groß der Spruch „Chez Nous Soyez Reine“ (Sei mit uns Königin). Das ist wohl der Name eines bekannten Chorals.
Überall fällt hier das Wasser aus den Bergen herunter. Auch zum Cascade du Voile de la Mariée kann man bei Bedarf wandern, wie man auf dem Foto sieht.
Ich fahre noch eine Weile auf den Serpentinen weiter nach oben, aber das Wetter und damit auch die Sicht ist einfach zu schlecht, sodass ich die Fahrt abbreche und zurückfahre.