Thailand hat die Einreisebestimmungen geändert, sodass man jetzt ohne Visum bis zu 60 Tage einreisen darf. Erstmalig werde ich die ganze Zeit an einem Ort „stationiert“ sein, da ich in der Unterkunft, die ich auf Koh Samui gebucht habe, lediglich entspannt den bevorstehenden Winter in Deutschland verkürzen möchte. Abwechslung und Abenteuer hatte ich ja gerade erst ausreichend auf Madagaskar und Reunion. Bei meiner Ankunft am 10. Dezember ist alles wie erwartet. Es ist warm, die Sonne scheint und ausnahmsweise ist die Umgebung mal nicht unbekannt.
Leider tobt sich der Monsun im Dezember richtig aus und es regnet extrem stark und langanhaltend. Es sind wohl die heftigsten Regenfälle seit Jahrzehnten. Bedauerlicherweise kommt es vielerorts auch zu Überschwemmungen und zu Todesopfern.
Koh Samui ist zum Glück nicht ganz so extrem betroffen, aber das, was sonst als Rinnsal bei Lamai ins Meer mündet, verwandelt sich schnell in einen reißenden Fluss und der mitgerissene Schlamm wird deutlich sichtbar weit ins Meer hinaus gespült. Der ansonsten breite Sandstrand ist quasi nicht mehr existent, da die Wellen diesen immer wieder komplett überspülen. Unmengen an Treibholz und Müll werden angespült. Das geschieht mit so einer Wucht, dass ich mir prompt eine Verletzung durch ein treibendes Stück Bambus zuziehe, da dieses so kraftvoll gegen meinen Knöchel schlägt, dass es blutet.
Der einen oder anderen Bar hat das Meer auch schon ordentlich zugesetzt. Wenn Wind und Regen aufgehört haben, dann liegen Unmengen an Müll am Strand. Zum Teil ist das organisches Material, bis hin zu großen Baumstämmen, aber es ist auch viel Müll dabei. Teilweise werden auch große Knäuel aus kaputten Fischernetzen und Leinen angespült. Der ganze Dreck wird sozusagen vom Meer an den Strand gespuckt. Leider muss ich beobachten, dass Hotelangestellte oft Löcher in den Strand graben, den zusammengeharkten Müll dort hineinwerfen und das dann wieder mit Sand abdecken. Beim nächsten Sturm werden diese „Müllnester“ dann oft schon wieder frei gespült. Diese Vorgehensweise ist also nicht nur ziemlich dumm, sondern auch nicht sehr weitsichtig.
Ich bin ja immer wieder von guter Street Art begeistert. Es ist zwar nicht auf der Straße, aber in der Taqueria Peyote sind diese beiden, eindrucksvollen indigenen Potraits an die Wand gemalt. Im Ort ist auch das Atelier des 14jährigen Künstlers Anar Zemaman, dem man dort auch bei der Arbeit zschauen kann. Vermutlich hätte ich mri eines der Bilder als Wertanlage kaufen sollen.
Die Anzahl der Liegen am Pool reicht nicht für alle Gäste. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass auch hier die leidige Reservierungstaktik praktiziert wird. Schon früh morgens, meist noch bevor überhaupt die Auflagen auf den Liegen sind, tauchen die ersten Gäste auf und legen ihre Handtücher über die Lehne der Liegen. Diese Liegen werden dann aber erst Stunden später genutzt und bleiben den Rest des Tages reserviert, auch wenn man längere Zeit nicht darauf liegt. Es sind auch nicht nur deutsche Touristen, die das machen. An ein paar Tagen habe ich mir es nicht nehmen lassen, dieses Ritual absichtlich zu unterbrechen, indem ich etwas früher war. Mit dem Unterschied, dass ich die Liege dann auch genutzt und nach einer Weile wieder freigegeben habe. Das sich dann, als ich kurz auf dem Zimmer war, „jemand“ auf mein Handtuch legt, hatte ich nicht erwartet. Ich erkenne auch kein schlechtes Gewissen in dem Blick, eher ein „lass mich in Ruhe und nerv mich nicht“. 🙂
Der Blick von meinem Balkon zeigt den Himmel gegen 18:40 Uhr in dieser nicht alltäglichen Färbung.
Am Abend gibt es so gegen 18 Uhr die eine Stunde, in der Mücken sehr aktiv nach Opfern suchen. Einige Gäste haben deshalb so eine elektrische Fliegenklatsche, die es hier günstig zu kaufen gibt (Achtung: Die darf bei der Abreise nicht ins Gepäck!). Insgesamt sind, dafür dass es so viel regnet und es ausreichend Brutmöglichkeiten gibt, aber sehr wenig Mücken unterwegs. Gegen Abend gibt es im Hotel sehr viele Geckos, die sicher auch ein paar hundert Mücken in der Nacht verspeisen. An der Parkplatzmauer sitzt noch anderer nächtlicher Jäger. Das müsste wohl eine Riesenkrabbenspinne sein. Diese bauen kein Netz, sondern überwältigen Ihre Beute aktiv.
Am 26.12. sorgt eine Fahrt mit der Seaflower, einer Fähre der Haadrin Queen Linie, nach Koh Pha Ngan für Abwechselung. Es ist das erste Mal das ich nicht das Speedboot nehme und ich muss sagen, dass die Fahrt mit der „normalen“ Fähre, die nur 200 ฿ kostet, fast noch mehr Spaß macht. Die knapp eine Stunde dauernde Überfahrt ist vollkommen in Ordnung. Auf offener See schaukelt es schon etwas und auf dem Außendeck gibt’s auf einigen Plätzen auch die eine oder andere Dusche, wenn der Bug auf die Wellen schlägt. Neben Personen werden auch ein paar Motorroller und diverse Waren transportiert. Diese Fähre fährt nur zweimal am Tag (vormittags und nachmittags) und nur nach Haad Rin. Wenn man länger als zwei Tage auf der Insel bleiben möchte, dann lohnt es sich auf jeden Fall auch den Roller mitzunehmen.
Die folgenden zwei Tage auf der Insel sind eine erholsame Abwechslung. Nach dem Check-in heißt es gleich Roller mieten und los. Das späte Frühstück in Tom’s Kitchen ist ein sehr guter Start in den Tag. An der Nordwestspitze der Insel ist die kleine Insel Ko Ma, zu der man bei Ebbe zu Fuß über eine Sandbank gehen kann. Der sogenannte „Secret Beach“ an der Westküste ist zwar schon lange nicht mehr secret, aber auf jeden Fall einen Stopp für einen Sundowner wert. Auf dem Rückweg nach Haad Rin gibt es noch ein Abendessen im … und einen Espresso Martini im L’Alcove.
Leider fängt es nach dem schönen sonnigen Tag in der Nacht mal wieder an zu regnen, sodass der Regenponcho am zweiten Tag unverzichtbar ist.
Während wir in einem Café auf den Check-in für die Fähre warten, merke ich etwas an meinem Knie. Als ich hinunterschaue, sehe ich dort ein circa 3 cm großes gelb-schwarzes Insekt sitzen. Reflexartig wische ich es mit meiner Hand weg und bekomme prompt einen Stich ins Bein verpasst. Die Einheimischen sind sofort sehr bemüht, das Gift herauszupressen und versorgen die schmerzende Stelle mit einer Salbe. Vermutlich war es eine asiatische Hornisse, die bestimmt auch ohne Stich weitergeflogen wäre, wenn ich meinen Reflex unterdrückt hätte (Erst Wochen später ist die Wunde wieder komplett abgeheilt und nun ziert eine Narbe die Stelle).
Der Jahreswechsel wird am Strand gefeiert. Alle Bars, Hotels und Restaurants sind gut besucht und es ist ein feuchtfröhlicher Abend in der tropischen Umgebung. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist es sogar mein erster Silvesterabend am Strand.
Die Zeit vergeht doch relativ schnell, sodass ich am 24.01. mein Visum noch einmal um 30 Tage verlängere. Hierzu benötigt man auf Koh Samui das Formular Nr. 4 (T.M.7) und Nr. 30 (The Acknowledgment of Penalties for a Visa Overstay). Um etwas Zeit zu sparen, kann man sich beide Formulare schon zu Hause oder im Copyshop vor Ort ausdrucken und dann möglichst mit einem blauen Stift ausfüllen. Die Kopien vom Reisepass (Seite mit persönlichen Daten und Seite mit Einreisestempel) am besten ebenfalls vorher im Copyshop für ein paar Baht machen. Ebenso kann man dort das erforderliche Foto im Format 4×6 cm auf normalem Karton ausdrucken lassen (es muss kein Fotopapier sein). Noch besser ist es natürlich, man bringt gleich eines von Zuhause mit.
Von Lamai aus hat das Ganze so gerade mal ca. 1,5 Stunden gedauert, wobei ca. 1 Stunde davon Fahrzeit war. Macht man die Kopien und Fotos sowie das Ausfüllen der Formulare erst im Immigration Office, dann dauert das auf jeden Fall länger und kostet auch mehr, wobei die Gebühr von 1900 ฿ natürlich immer gleich ist.
Am 29. Januar beginnt dieses Jahr das chinesische Neujahr. Es ist das Jahr der Schlange. Man hört zwar auch in Lamai schon überall mal Böller explodieren, aber auf Ko Samui wird das besonders im Norden in Mae Nam gefeiert. Mit ordentlich Tamtam und von vielen lauten Böllern begleitet, zieht die Schlange durch den Ort bis zum Chao Eng Sae Tempel, wo eine spezielle Zeremonie stattfindet, deren Details sich den Touristen nicht erschließen.
Am 06. Februar fahre ich noch einmal nach Ko Pha Ngan, da ich die Gelegenheit habe dort zwei Nächte kostenlos zu verbringen. Diesmal nehme ich den Roller mit. Für den 150cc Roller kostet das ungefähr genauso viel, als wenn ich mir vor Ort einen Roller für die zwei Tage gemietet hätte. Die Unterkunft ist im etwas weniger belebten Nordosten der Insel am Thong Nai Pan Beach. Ein sehr schöner Strand mit excellentem Wasser. Nur eine viertel Stunde mit dem Roller ist der Bottle Beach entfernt. Auch hier hat sich seit dem letzten Besuch einiges geändert. Dort wo letztes Mal eine Markierung auf einem Felsen am Wegesrand als Hinweisschild galt, wurde auch bereits etwas gebaut um etwas Geld aus dem Portemonaie der Touristen abzugreifen. Der Pfad zum Felsen ist (noch) unverändert und auch der Weg auf dem schmalen Felsrücken nach vorne zur Spitze ist weiterhin ungesichert und gefährlich. Wenn man hier stolpert oder abrutscht, dann hat man an dem glatten Felsen keine Möglichkeit Halt zu finden und es geht unweigerlich in die Tiefe. Wenn man das noch überlebt, dann dauert es vermutlich Stunden bis man aus dem Dschungel geborgen werden kann. Ein paar Jugendliche sind hier oben gerade etwas leichtsinnig unterwegs. Wenn imer mehr Menschen hier oben sind, dann ist ein ernster Unfall wohl vorprogrammiert. Unbedingt sollte man die 2C Bar besuchen, wenn man am Thong Nai Pan Beach ist. Einen atemberaubenden Ausblick hat man dort. Mit etwas Glück sieht man auch die Affen, die in den Bäumen herumturnen.
Zurück auf Ko Samui muss man festhalten, dass das Wasser am Strand von Lamai nur sehr selten so traumhaft ist wie in Haad Rin oder Thong Nai Pan. In der ganzen Zeit war es nur an wenigen Tagen wirklich glasklar, und das oft auch nur vormittags. Eine Beobachtung, die man üblicherweise bei einem kurzen Aufenthalt mit annähernd konstantem Wetter gar nicht machen wird. Leider ist das Wasser durch die Wetterlage auch am Silver Beach nur selten so kristallklar, wie es beim letzten Mal war. Einmal war das Wasser in der Bucht innerhalb kurzer Zeit sogar komplett grün. Offensichtlich wurden ein Algenteppich an die Ostküste der Insel getrieben.
Der Silver Beach hat allerdings, unabhängig vom Wasser, ohnehin seinen Reiz verloren. Während es zum Ende der Coronazeit noch ein wenig besuchter Traumstrand war, so ist es dort heute, vermutlich durch Social Media Posts, spätestens ab der Mittagszeit komplett überfüllt. Mittlerweile gibt es sogar eine Wechselstube direkt am Strand. Die Leute sind teilweise auch so rücksichtslos, dass es dort nur noch wenig Spaß macht. Wenn man vom Baden aus dem Wasser kommt, dann kann es sein, dass man gar nicht mehr auf seinem Handtuch liegen kann, weil die letzten Zentimeter Strand um das Handtuch herum schon in Beschlag genommen wurden. Rücksichtslos finde ich auch die Leute, die ungeachtet der anderen Besucher laut über Lautsprecher telefonieren, oder sich Videos anschauen.
Auch hier gibt es natürlich die klassischen Bereiche, wo Touristen Tag für Tag dichtgedrängt den ganzen Tag auf einer Liege liegen und sich den einen oder anderen Drink gönnen. Zum Glück ist das aber eher die Ausnahme als die Regel.
Von den Sandalwood Villas hat man einen tollen Ausblick in Richtung Chaweng. Da die Villas ziemlich weit oben und abseits von Strand, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten liegen, ist ein Roller oder Auto unabdingbar.
2022 war es ja noch etwas abenteuerlich über einen natürlichen Pfad zu dem von ursprünglicher Natur umgebenden Overlap Stone zu gelangen. Dort angekommen wurde nur ein verhältnismäßig kleiner Obolus kassiert, um über den rustikalen Steg ganz nach vorne gehen zu können und tolle Fotos zu machen. Das hat sich in den letzten zwei Jahren leider gewaltig geändert. Es ist total kommerzialisiert, kostet 200 ฿ Eintritt und man darf auch nicht mehr seitlich neben den Stein gehen. Viele Pflanzen um den Stein herum wurden gerodet und das Ganze hat nicht mehr die Wirkung. Aus den besagten Gründen lohnt sich der Besuch aus meiner Sicht nicht mehr und ich fahre am Eingang vorbei. Mittlerweile gibt es jedoch den Overlap Stone 2 etwas weiter oben, den ich auch schon ganz klein vom Balkon im Hotel sehen konnte. Die letzten 200 Meter sollte man besser zu Fuß gehen, wenn man keine Routine hat, allein oder zu zweit extrem steile Straßen mit dem Roller hinauf und vor allem hinabzufahren. Fürs Parken werden derzeit 20 ฿ pro Roller kassiert und oben als Eintritt ebenfalls 20 ฿ pro Person. Die Aussicht ist hier noch schöner als beim ersten Stein, da man auch noch gut über Lamai blicken kann. Es wurde bereits und wird immer noch sehr viel dort oben gebaut. Natürlich wurde mit einer Mondsichel, in der man sitzen kann, und einer riesigen Hand am Ende eines Steges auch an die Influencer gedacht. In ein oder zwei Jahren wird es garantiert auch hier überlaufen und teuer sein. Der oder die Grundbesitzer sind ja aber clever und auch der Overlap Stone 3 ist schon in Arbeit. Sehr bedauerlich, dass man aus Profitgier keine Rücksicht auf die Natur und die ursprüngliche Schönheit dieser Orte nimmt.
Auch der dritte Monat ist schnell vergangen und jetzt in der ersten Märzhälfte geht es wieder zurück. Die kommende Jahreszeit wird nicht so angenehm in Thailand, da es extrem heiß wird, häufiger Gewitter gibt und dementsprechend auch häufig kurze, heftige Regengüsse zu erwarten sind. Bis Ende März wäre sicher noch ok gewesen, da man ja auch schon gut akklimatisiert ist, aber ich glaube eine zweite Verlängerung des Visums ginge auch nicht. Man hätte also kurzfristig das Land verlassen müssen, was ja prinzipiell auch kein Problem ist. Ein kurzer, günstiger Aufenthalt, zum Beispiel in Kambodscha, genügt da ja schon. Vielleicht kann man sogar am selben Tag wieder einreisen.


























