Göreme

Die Nacht in dem Ort Nar war ruhig. Vor dem Frühstück schaue ich mich in der unmittelbaren Umgebung zu Fuß noch etwas um. Die Wallbox an diesem Haus überrascht mich. Ich dachte gar nicht, dass in dieser relativ abgelegenen Gegend im Herzen Anatoliens die Elektromobilität schon Einzug gehalten hat. Es ist ein starker Kontrast zu dem historisch anmutenden Haus mit dem schönen Tor.

Die Minarette, die wie überdimensionale Bleistifte aussehen, sorgen dafür, dass man überall den Ruf des Muezzins zum Gebet hört. Fünfmal am Tag geschieht das zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Der erste Ruf des Tages erfolgt noch im Dunkeln. Da ist man gut bedient, wenn man so etwas nicht direkt vor seinem Hotelzimmer hat.

Heute, muss ich mir noch ein paar türkische Lira besorgen. In einer Shopping-Mall stehen gleich vier ATMs unterschiedlicher Banken nebeneinander. Gleich beim ersten breche ich den Vorgang ab, als ich sehe, dass 8 % Gebühren fällig werden. Ich stelle dann aber fest, dass das bei allen vier ATMs das Gleiche ist. Im Internet steht, dass dies bei der Yapi Kredit und der Ziraat Bank nicht so ist, das ist aber wohl nicht mehr aktuell. Dort sind es mittlerweile auch 7 %. Nur bei Geldautomaten der Post (PTT), fallen bisher tatsächlich keine Gebühren an. Bevor man die Möglichkeit hat dort Geld zu besorgen, ist es also besser etwas Bargeld umzutauschen, oder nur eine kleine Summe aus dem Automaten zu holen. Aktuell bekommt man für einen Euro ungefähr 45 Türkische Lira (TL oder ₺) bzw. 100 ₺ entsprechen circa 2,20 €. Bei den krassen Inflationsraten ändert sich das jedoch quasi täglich. 2022 betrug die Inflationsrate über 70 %, 2024 immerhin noch über 50 % und aktuell knapp 40 %.
Gegen 12 Uhr fahre ich weiter zu meiner nächsten Unterkunft, in der ich die ein paar Nächte verbringen werde. Bis in den Ort Uçhisar ist es nur eine knappe halbe Stunde Fahrt. Da das Zimmer noch nicht fertig ist, schaue ich mir das örtliche Freilichtmuseum an, das zu meiner Überraschung keinen Eintritt kostet. Wirklich beeindruckend sind die für die Gegend typischen Steinkegel mit den Höhlenwohnungen im Inneren. Der Tuffstein, der auf die vulkanischen Aktivitäten in der Gegend vor einigen Millionen Jahren zurückzuführen ist, lässt sich relativ leicht bearbeiten. Durch die härtere äußere Schicht ist das „weiche“ Innere vor der Erosion geschützt. Wird diese „Hülle“ beschädigt oder entfernt, dann wird der Rest durch Regen, Wind und Sonne relativ schnell pulverisiert.

Es ist immer angenehm kühl, sobald meine eine der Höhlen betritt. Damals hat man natürlich noch keine verglasten Fenster und solche Möbel gehabt, aber so kann ein bewohnter Höhlenraum heute aussehen. Selbst eine kleine Terrasse gibt es oben im „Turm“.

Ursprünglich war in der Mitte des Höhlenraumes eine Vertiefung für eine Feuerstelle und darüber kann man in der Decke den Rauchabzug erkennen. Die Decke und Teile der Wände sind trotzdem verrußt.
Sehr praktisch ist es, dass man, wenn man noch eine Ablagemöglichkeit oder sogar noch einen weiteren Raum benötigt, nur Hammer und Meißel benötigt.

Der touristische Hauptort dieser Gegend ist Göreme, obwohl er mit nur circa 2000 Einwohnern deutlich kleiner ist als andere Orte hier in Kappadokien. Dorthin sind es von Uçhisar nur ein paar Minuten Fahrt. Der Ort besteht gefühlt nur aus Restaurants, Souvenirläden und Touranbietern. Fährt man etwas weiter Richtung Çavuşin, dann liegt rechts der Haupstraße das Rose Valley. Der Name hat jedoch nichts mit Rosen zu tun, sondern mit der rosafarbenen Gesteinsschicht, die durch das darin enthaltene Eisen verursacht wird.

Auch hier stehen etliche der Felskegel beziehungsweise Feenkamine (azf türkisch: Peri Bacaları), von denen mich einige sehr an die Köpfe der Außerirdischen aus dem Film „Coneheads“ von 1993 erinnern. Es sind auch immer wieder Kirchen in den Felsen, die sich von den normalen Räumen durch Malereien oder Verzierungen unterscheiden. Diese wurden seinerzeit von den Christen gebaut, die hier vor der Verfolgung durch die Römer Zuflucht suchten.

Von einem Plateau oberhalb von Göreme hat man einen guten Überblick über den Ort. Im Hintergrund ist auch wieder das Plateau des Rose Valleys zu sehen.

Um 20 Uhr zieht der große Vollmond zwischen zwei Kegeln hindurch