…up in the sky…

Fast ein „Must do“ der Aktivitäten in Kappadokien ist die Fahrt mit einem Heißluftballon zum Sonnenaufgang. Da der Sonnenaufgang aktuell um 5:16 Uhr ist, werde ich bereits um 4 Uhr am Hotel abgeholt. Es werden noch ein paar andere Gäste eingesammelt, bevor es zu dem wenige Kilometer entfernten Startplatz geht. Schon während der Fahrt sieht man im Zwielicht überall unzählige Ballone am Boden liegen, die vielfach bereits gefüllt, aber noch nicht aufgerichtet sind. Als wir bei unserem Ballon ankommen ist es etwas enttäuschend, dass dieser noch platt am Boden liegt. Kurz nach unserer Ankunft wird er aber mit den lautstarken Gebläsen gefüllt. Es dauert eine ganze Weile, bis die Luft dann mit dem Brenner erwärmt werden kann und der Ballon sich aufrichtet.

Die Passagiere werden auf die unterschiedlichen Segmente innerhalb des Korbes verteilt, sodass die Gewichtsverteilung möglichst gleichmäßig ist. Es handelt sich um einen der hier meist verwendeten großen Körbe für maximal 28 Passagiere plus zwei „Fahrer“. So groß ist das natürlich nicht so schön, aber ein Kompromiss hinsichtlich des Preises. Die Fahrt kostet pro Person aktuell 120 € und dauert je nach Windstärke nur circa eine Stunde. Mit viel eigener Recherche kann man es vermutlich vor Ort auch noch irgendwo günstiger finden. Ob das dann die gleichen Ausrüstungs- und Sicherheitsstandards hätte, weiß ich allerdings nicht. Gelegentlich kommt es bei dem Gedränge natürlich auch mal zu Unfällen oder brenzligen Situationen. 2013 war bei einer Kollision die Hülle des einen Ballons gerissen und er Ballon ist aus 300 Meter Höhe abgestürzt. Drei Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Je nach Jahreszeit kann der Preis auch um das 2- bis 3-fache ansteigen und alternativ kann man bei Bedarf auch exklusive Fahrten buchen, die wesentlich länger dauern und bei denen man in kleinen Körben steht. Es gibt sehr viele Anbieter vor Ort, aber das wichtigste ist natürlich das Wetter und der Wind. Mit wolkenlosem Himmel, ganz leichtem Wind und einer zu der frühen Stunde bereits ganz angenehmen Temperatur habe ich einen optimalen Tag erwischt.
In der Zwischenzeit sind schon etliche Ballone in der Luft und ich kann es gar nicht mehr abwarten, dass auch wir abheben. Nach einer kurzen Einweisung für die Landung geht es dann auch bei uns los. Die Brenner sind relativ laut und heiß. Obwohl über den Köpfen zum Schutz eine Stahlplatte ist, spürt man die Hitze deutlich. Als die Luft im Ballon warm genug und somit die Auftriebskraft groß genug ist, um die circa 2 Tonnen schwere Last zu tragen, heben wir ganz sanft und für einen Moment völlig lautlos ab. Genau in diesem Moment schiebt sich auch die Sonne über den Horizont und taucht alles in ein warmes Licht.

Es ist nicht möglich, zu sagen, wie viele Ballone gleichzeitig unterwegs sind. Allein auf diesem Bild sind schon 60 Stück zu sehen. Wir sind sowohl auf 700 Meter Höhe gestiegen, als auch nur ein paar Meter über dem Grund durch ein Tal gefahren. Der Ballon hat zur Steuerung nur den Brenner und ein paar Öffnungen, die über Leinen geöffnet werden können. Mit der oberen Klappe reduziert man den Auftrieb bzw. lässt den Ballon kontrolliert sinken. Mit den seitlichen Klappen kann man eine Rotation bewirken.

Zur Landung müssen sich alle im Korb hinhocken, sodass kein Körperteil über den Rand des Korbes hinausragt. Das Aufsetzten war in diesem Fall aber zum Glück ziemlich sanft. Dass die Leute etwas von ihrem Geschäft verstehen, sieht man auch daran, dass der Korb durch die Zusammenarbeit des Piloten und der Bodencrew direkt auf dem Anhänger gelandet ist. Zum Abschluss gibt es für jeden Teilnehmer noch eine Urkunde und ein Gläschen alkoholfreien „Sekt“. Ein wirklich tolles Erlebnis so eine Fahrt mit dem Heißluftballon, noch dazu in so einer besonderen Umgebung.
Es ist erst 6:30 Uhr als wir wieder gelandet sind. Wer sich das Ganze lieber nur vom Boden aus anschauen möchte, der sollte bis spätestens um 6 Uhr (abhängig von der Jahreszeit) einen Platz in der Landezone erreicht haben. Da es erst es ab 9 Uhr im Hotel Frühstück gibt, lege ich mich noch einmal ins Bett.

Nur 15 Minuten Fahrt entfernt sind die archäologischen Stätten Paşabağları (früher Tal der Mönche) und von dort weitere 2 km entfernt Zelve. Für beide zusammen wird von ausländischen Touristen 12 € Eintritt verlangt. Aufgrund der krassen Inflation werden die Eintrittspreise in Euro angezeigt, bezahlt werden muss aber mit türkischer Lira. Ein cleverer Trick, um die Inflation zu umgehen. So muss man für die gleiche „Leistung“ aktuell 540 ₺ zahlen, während es vor einem Jahr nur 450 ₺ waren und vor zwei Jahren sogar nur 250 ₺. Man profitiert als Tourist also nicht von der schwachen Währung. Am Eingang hat die Polizei ihr Büro in einem der „Türme“. Sehr skurrile und zum Teil mehrköpfige Feenkamine sind hier zu sehen und in den Wohnhöhlen in den teils 15 Meter hohen Steinsäulen kann man sich ein Stück weit zurückversetzen in längst vergangene Zeiten.

Zelve war zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert eine wichtige Ortschaft und ein religiöser Bereich, der sich über 3 Täler erstreckt. Neben Kirchen gab es auch Bereiche in den aus Weizen Bulgur und aus Trauben Wein hergestellt wurde. Auch eine Moschee und ein Kloster gibt es in den Felshöhlen, die teilweise bis 1952 noch bewohnt wurden.

Man sieht hier auch viele Taubenschläge, die in die Felsen gehauen wurden und deren Eingänge teilweise mit Felsmalereien verziert wurden. Die Taubenzucht diente unter anderem der Gewinnung von Taubenkot, der als Dünger verwendet wurde.

Ich besuche noch den Ort Ortahisar, wo es ähnlich wie Uçhisar einen dieser von Höhlen durchsetzten Felsblöcke gibt. Der Eintritt wird hier nicht in Euro ausgewiesen und beträgt günstige 100 ₺. Über diverse einfache, selbstgebaute Leitern kann man nach oben gelangen, wo man einen schönen Ausblick auf den Ort und die Umgebung hat.

Zurück in Uçhisar bietet sich der Vollmond auf dem Weg zum Abendessen erneut als tolles Fotomotiv an.