Istanbul

Mein Hotel liegt in einer Seitenstraße und es ist dort somit ziemlich ruhig. Bereits in der nächsten Straße fährt im Minutentakt die Straßenbahn, was schon ziemlich störend sein kann. Leider war das Zimmer, in dem ich die erste Nacht geschlafen habe, nicht gut. Da es gestern beim Check-in aber schon so spät war, habe ich es erst heute, gleich nach dem Frühstück, reklamiert und konnte ohne Problem wechseln. Weniger als 5 Minuten zu Fuß entfernt ist der Gülhane Park, der einst Teil des äußeren Gartens des Topkapı-Palastes war. Eine grüne Oase inmitten der Altstadt. Im Park fühlen sich auch nicht heimische Papageien, wie der Halsbandsittich oder der große Alexandersittich wohl. Diese hört man zwar und wenn man nach oben schaut, dann sieht man auch ihre Silhouetten, mehr jedoch nicht. Vom Park gelangt man an den nördlichen Zipfel der Halbinsel des europäischen Teils von Istanbul. Dort, am Ufer des Bosporus, hat man einen schönen Blick auf das emsige Treiben der Schiffe und auf Teile der Stadt. Der Bosporus ist ja eine Meerenge, die im Norden das Schwarze Meer mit dem Marmarameer im Süden verbindet. Diese Verbindung ist 30 km lang und 700 bis 2500 Meter breit. Wegen der unterschiedlichen Wassermengen und des unterschiedlichen Salzgehaltes fließt das Wasser wie in einem Fluss in Richtung Marmarameer.

Istanbul hat ja eine ganze Menge Sehenswürdigkeiten, wo Touristen ordentlich zur Kasse gebeten werden. Je nachdem welche Interessen man hat und was man sich anschauen möchte, gibt es viele Karten (z.B. Megapass oder E-pass), mit denen man unter Umständen etwas sparen kann. Da die Preise für diese Karten auch erst bei circa 130 € anfangen, muss man ganz genau schauen, was diese beinhalten. Manchmal ist es nämlich nur eine Ermäßigung des Eintritts, oder gar nur eine „guided Tour“ ohne Eintrittsermäßigung. Den Vorteil, den man auf jeden Fall mit so einer Karte meistens hat, ist, dass man sich nicht in die teilweise sehr langen Schlangen zum Kauf eines Tickets einreihen muss. Ich bin noch unschlüssig und mache mich erstmal ohne so eine Karte auf den Weg. Zunächst schaue ich am Eingang des Topkapi Palastes vorbei. Trotz des überzogenen Eintrittspreises von circa 60 € ist einiges los hier. Die Besichtigung des Harems muss man sogar noch extra bezahlen. Bei circa 3,3 Millionen Besuchern im Jahr sind das Einnahmen von 1/4 Milliarde Euro und das ist ja nur diese eine Sehenswürdigkeit. Der 1456 fertiggestellte Palast, in dem 400 Jahre die Sultane wohnten und regierten, besteht aus mehreren Gebäuden und Höfen auf einer Fläche von über 700000 m². Mit bis zu 5000 Bewohnern war er zu Hochzeiten wie eine eigene Stadt. In dem Harem gab es seinerzeit unter der Führung der Mutter des Sultans über 500 Konkubinen zur „Gefälligkeit“ des Sultans. Für mich bleibt es beim Blick auf das Eingangstor und ich setze meinen Weg fort.

Brunnen Ahmets III.

Weniger als 10 Minuten zu Fuß sind es vom Gülhane Park zur Hagia Sofia. Leider wird diese zurzeit renoviert, sodass Gerüste und Baukräne auf den Bildern oft unvermeidbar sind. Die Hagia Sofia wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. innerhalb von nur 5 Jahren erbaut. 1934 wurde die Moschee in ein Museum umgewandelt und seit 2020 ist es wieder eine Moschee. Der Gebetsraum hat Platz für 18000 Gläubige. Mehrfach in der Geschichte sind Gebäudeteile bei Erdbeben eingestürzt. Man befürchtet, dass die Hauptkuppel, die einen Durchmesser von 31 Metern hat, in der Zukunft bei einem stärkeren Erdbeben erneut einstürzen könnte.
Von außen ist die Hagia Sofia für mein Empfinden ein ziemlich hässlicher, riesiger Klotz. Seit es wieder eine Moschee ist, ist das Betreten des Gebetsraumes nur gläubigen Moslems gestattet. Besucher dürfen sich das Innere nach Zahlung von 25 € Eintritt nur von der oberen Museumsebene aus anschauen.

Quasi gegenüber der Hagia Sofia steht, keine 500 Meter entfernt, die architektonisch schönere Sultan-Ahmed-Moschee von 1616 mit ihren sechs Minaretten, besser bekannt als Blaue Moschee. Ärgerlicherweise finden zeitgleich auch hier Renovierungsarbeiten statt. Dafür kann diese Moschee, zumindest außerhalb bestimmter Gebetszeiten, kostenlos und ohne Einschränkungen betreten werden. Natürlich nur, wenn man die Kleiderordnung erfüllt und die Schuhe auszieht. Wirklich beeindruckend zu sehen, mit all den Kuppeln. Wie man so etwas, mit den Anfang des 17. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden Mitteln, in nur wenigen Jahren so bauen konnte, dass es über 400 Jahre später immer noch steht, ist kaum vorstellbar. Seit die Hagia Sofia wieder eine Moschee ist, musste die blaue Moschee ihre Führungsposition unter den Moscheen der Stadt wieder abgeben.

In den Seitenstraßen fühlt man sich zum Teil zurückversetzt in längst vergangene Zeiten.

Überall in der Stadt stehen kleine rote Stände, an denen man entweder die Sesamkringel Simit oder die scheinbar hier sehr beliebten gekochten Maiskolben kaufen kann.
Auf einem Platz nahe der Moschee steht auch der Alman Çeşmesi (deutscher Brunnen). Dieser war im Jahre 1900 ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II an Sultan Abdülhamid II. Einen Brunnen mit kostenlosem sauberem Wasser für das Volk zu schenken galt seinerzeit als besondere Wohltat.

Es ist äußerst praktisch, sich mit der Istabulkard in der Stadt fortzubewegen. Mit der Straßenbahn fahre ich für kleines Geld von Sultanahmet nach Eminönü, dort mit der Fähre über den Bosporus nach Kadiköy im asiatischen Teil der Stadt. Empfehlenswert ist dort die etwas versteckte Bibliothek im Obergeschoss eines Gebäudes. Dort kann man günstig einen Kaffee/Tee und/oder etwas zu essen kaufen und auf der Außenterrasse etwas chillen. Von dort genieße ich auch den Blick von Asien nach Europa, als die Sonne um 20:25 Uhr den Himmel in ein intensives Orange taucht und sich die Silhouette der Blauen Moschee (sehr stilvoll mit Baukran und eingerüstetem Minarett ohne Spitze) abzeichnet. Bei meiner Ankunft am Fährterminal Eminönü ist das Orange verschwunden und die beleuchteten Moscheen bieten ein ebneso eindrucksvolles Bild.

Sultan Ahmet Camii
Yeni Camii und Süleymaniye Camii
Yeni Camii