Badetag

Am vorletzten Tag besorge ich mir spontan noch ein Ticket für die Führung durch das Parlamentsgebäude. Als EU-Bürger bekommt man 50 % Ermäßigung und muss „nur“ 5000 HUF also 13,50 € zahlen. Bis zur Führung habe ich noch ausreichend Zeit und so besuche ich vorher noch das Light Art Museum. Besonders interessant sind die interaktiven Kunstwerke. Insgesamt kann man ca. 30 Installationen unterschiedlichster Art besichtigen bzw. erleben. Highlight ist eine Art Zeppelin, der im Raum zu schweben scheint und in dessen Inneren man die Projektion verschiedener animierter Grafiken visuell und akustisch genießen kann. Die durchscheinende Hülle lässt die Grafiken auch außen eindrucksvoll auf der Hülle erscheinen. Der Zugang erfolgt durch eine Luftschleuse und auf der verspiegelten Plattform in Inneren finden 20 bis 30 Leute gleichzeitig Platz zum Sitzen.

Meine Führung durch das Parlamentsgebäude beginnt um 17:30 Uhr. Es ist eine Führung, bei der jeder einen Audioguide in seiner Landessprache bekommt. Das ist wirklich professionell gemacht und man muss sich also nicht unbedingt einen Termin besorgen, bei dem ein Guide alles persönlich in der eigenen Landessprache erzählt. Bereits das Treppenhaus, durch das wir uns nach oben begeben, ist äußerst prunkvoll. In den 29 Treppenhäusern und 691 Räumen wurden 40 kg Gold verarbeitet.

Der Sitzungssaal bietet den 199 Parlamentariern Platz. Die kleinen Gitter an den Plätzen dienen sowohl der Heizung als auch der Kühlung. Über ein Kanalsystem wird hier die Luft zugeführt. Zur Eröffnung Anfang des 20. Jahrhunderts war das sehr innovativ. Unter den im Moment umgeklappten Tischchen hat jeder vier Knöpfe: Ja, Nein, Enthaltung und Anforderung einer Wortmeldung.

In der Mitte des Gebäudes werden seit der letzten Jahrtausendwende die Reichsinsignien Stephanskrone, Zepter, Reichsapfel und Schwert präsentiert. In dem Bereich darf jedoch nicht fotografiert werden, deshalb hier nur ein Link auf ein Foto. Es gibt verschiedene Geschichten dazu, warum das Kreuz auf der Krone schief ist. Erstaunlich, dass niemand das nach dem Malheur gerichtet hat. Alte Darstellungen zeigen auf jeden Fall, dass es mal gerade war.
Was für ein Job jeden Tag stundenlang stocksteif neben der Vitrine zu stehen um den Inhalt zu bewachen.

Nach der circa 45-minütigen Führung kommt man noch durch einen Raum, in dem weitere Fakten zum Gebäude zu sehen und zu lesen sind. Zum Beispiel, dass es 271 m lang und 123 m breit ist. Es wurden 40 Millionen Ziegelsteine verarbeitet, das Dach hat 24000 m², es gibt 2772 Fenster, 14000 Glühlampen usw. 150 Handwerker der verschiedenen Fachrichtungen sind für die Pflege und Wartung des Gebäudes fest eingestellt. Die Kuppel ist genau 96 Meter hoch, denn aus historischen Gründen darf kein Gebäude in Budapest höher als diese 96 Meter sein. Hier kann man sich auch noch ein fantastisches Modell des Gebäudes ansehen.

Am nächsten Tag verstaue ich, nachdem ich ausgecheckt habe, mein Gepäck in einem Schließfach in der Nähe der Unterkunft, damit ich es nicht den ganzen Tag mit mir herumtragen muss. Mein Rückflug ist erst nach 20 Uhr, sodass ich gegen 18 Uhr zum Flughafen aufbrechen muss.
Was wäre ein Aufenthalt in Budapest, ohne der Besuch eines der zahlreichen Thermalbäder. Ich habe mich für das Gellértbad entschieden, auch wenn der Preis von 9400 HUF (circa 25 €) für das Tagesticket an Wochentagen schon Überwindung kostet. Wenn man Lust und Zeit hat, dann kann man dafür aber von 9 bis 19 Uhr in dem Bad verweilen.
Das 1918 eröffnete Bad ist im Jugendstil erbaut und hat Innen- und Außenbäder mit Temperaturen zwischen 26 °C und 40 °C. Zusätzlich kann man die Trocken- und Dampfsaunen nutzen, und sich dort bei Bedarf in den 16 °C bzw. 18 °C kalten Tauchbädern abkühlen. Leider ist die Wellenmaschine des Außenpools nicht aktiv und der „Adventure Pool“ ist auch wegen Wartungsarbeiten geschlossen.
Das Wasser in den Thermal-Pools ist Quellwasser mit Kalzium, Magnesium, Hydrogencarbonat, Sulfat-Chlorid, Natrium und Fluoridionen und somit für verschiedene Gebrechen also durchaus wohltuend und heilsam. Dass man Handtuch, Seife und Badelatschen mitbringt, ist ja eigentlich klar, aber will man auch in dem großen Innenpool schwimmen, dann muss man auch eine Badekappe aufsetzen. Damit man sich nicht an der Kasse eine für 2000 HUF kaufen muss, genügt auch eine mitgebrachte Duschhaube oder ähnliches. Wenn ich es richtig gesehen habe, dann kann man bei den Umkleidekabinen sogar noch eine ganz einfache für 400 HUF kaufen. Wenn man etwas Geld sparen will, dann ist es auch sinnvoll sich Verpflegung mitzubringen,

Bevor ich mich nach ein paar entspannenden Stunden im Gellértbad auf den Rückweg mache, besteige ich noch den 235 m hohen Gellértberg, auf dessen Spitze das Freiheitsdenkmal steht. Von dort oben hat man auch einen schönen Überblick über die Stadt. Über die Freiheitsbrücke geht es zurück auf die Pest Seite und ich fahre entlang der Donau mit der Tram 2 bis zum Parlament.

Da es ja im Flieger nicht zu essen geben wird, gönne ich mir noch eine Pizza und kaufe ein paar Snacks bei Lidl, bevor ich zum Schließfach gehe. Auf dem Weg zum Flughafen bekomme ich die Nachricht, dass der Flug verspätet ist. Viel Spielraum habe ich nicht, um am selben Tag noch von Hamburg nach Hause zu kommen. Zum Glück klappt der Anschluss in Hamburg aber noch.

Leider hat das Wetter während meines Aufenthaltes ja nicht so mitgespielt wie erhofft. Vermutlich ist die erst Maihälfte doch etwas zu früh. Zwei Wochen später wäre vermutlich besser gewesen. Trotzdem ein lohnenswerter Kurztrip, den man durchaus wiederholen kann. Die Margareteninsel und auch andere sehenswerte Orte in der Stadt habe ich wetterbedingt ja noch gar nicht gesehen. Darüber hinaus sind es bis nach Bratislava auch nur circa 2 Stunden und nach Wien nur etwas mehr als 2,5 Stunden. Zwei oder drei Hauptstädte zu kombinieren, wäre also auch eine gute Variante.