Gibraltar

Als ich aufstehe, kann ich von meinem Balkon sehen, wie gerade stimmungsvoll über der Hafenkulisse von Algeciras die Sonne aufgeht.

Ich bin noch unentschlossen, ob ich heute zuerst nach Tarifa oder zuerst nach Gibraltar fahren soll. Von und nach Tarifa verkehren die Busse nicht so häufig und der letzte fährt um 20:15 Uhr zurück nach Algeciras. Ich entscheide mich zuerst nach Tarifa zu fahren. Das ist die südlichste Stadt auf dem europäischen Festland und bis nach Afrika sind es von dort nur 14 km. Der Busbahnhof ist praktischerweise direkt hinter dem Hotel. Die Busfahrt dauert ca. 45 Minuten und kostet 2,50 €. Um 9:30 Uhr komme ich an und frühstücke etwas in einem Café. Der Cafe Americano kostet 1,50 € und das getoastete, große Brötchen mit Tomatencreme ebenfalls. Wie schon gestern in der Tapas-Bar, also auch hier deutlich günstiger Preise als in Deutschland. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Strand der Costa de la Luz, der sehr breit und lang ist. Jetzt außerhalb der Saison ist nicht viel los und das Wasser ist auch noch ziemlich frisch, allerdings gefühlt bereist so „warm“ wie die Ostsee Ende Juni oder vielleicht sogar im Juli. Leider habe ich meine Badesachen nicht mit.

Das Besondere an Tarifa ist, dass man rechts vom Leuchtturm im Atlantik und links davon im Mittelmeer baden kann. Wie man hier sieht, wird auch zwischen Meer und Ozean unterschieden. Enttäuschenderweise ist die Besichtigung der kleinen Insel mit dem Leuchtturm nicht möglich. Neben Hawaii und Fuerteventura gehört auch Tarifa zu den Hotspots für Wind- und Kite-Surfer. Durch das Zusammentreffen von Mittelmeer und Atlantik sind in der Region auch viele Delfin- und Walarten anzutreffen. Ich genieße noch ein paar Stunden am Strand, bevor ich um 14 Uhr nach Algeciras zurückfahre.

Die Burg Santa Catalina scheint baufällig zu sein und kann nicht besucht werden. Bezüglich der Restaurierung gibt es wohl behördliche Probleme, sodass die salzhaltige Seeluft derzeit unaufhaltsam an der Zerstörung weiterarbeiten kann.

Eine schöne, kleine Stadt, in der es jetzt in der Vorsaison noch sehr beschaulich und ruhig zugeht. In einigen Wochen werden sich hier vermutlich erheblich mehr Leute durch die gepflegten Gassen der Altstadt bewegen.

Vom Bus aus hat man einen herrlichen Blick, da die Straße nahe der Küste entlangführt. Im Hintergrund ist Marokko gut zu sehen.

Um 15 Uhr geht es dann erneut mit dem Bus für ebenfalls 2,50 € nach Gibraltar, oder besser gesagt in die spanische Grenzstadt La Línea de la Concepción. Die Fahrt dauert ebenfalls eine 3/4 Stunde. Von der Bushaltestelle sind es nur ein paar Minuten bis zur Passkontrolle. Danach nimmt man sich für die letzten Kilometer am besten den Bus ins Stadtcenter zum Market Place Terminus. Zum Teil sind das rote Doppeldeckerbusse ohne Dach in der oberen Etage, sodass die Fahrt bei schönem Wetter bereits ein Erlebnis ist. Um auf den Felsen zu gelangen, kann man eine anstrengende, mehrstündige Wanderung unternehmen oder man kauft sich ein Ticket für die relativ teure Seilbahn. Theoretisch kann man auch eine Strecke mit der Seilbahn fahren und die andere zu Fuß machen. Die Fahrt mit der Seilbahn hin und zurück kostet 19 Gibraltar Pfund (GIP), das sind umgerechnet ca. 22 €. Es gibt weiterhin noch die Möglichkeit, mit einer Minibus-Tour den Felsen mit seinen Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Die Preise dafür habe ich mir nicht angeschaut, da ich die Seilbahn nehmen werde. Von der Endhaltestelle des Busses bis zur Seilbahn sind es durch die Main Street noch circa 25 Minuten Fußweg. Nach 6 Minuten hat diese die 412 Meter über dem Meeresspiegel liegende Endstation erreicht. Zu der Zeit, als ich da war, gab es keine Wartezeit beim Ticketkauf und nur ein paar Minuten bis zur Gondelfahrt. Das kann zu anderen Zeiten natürlich auch eine Stunde oder mehr sein, da es nur zwei Gondeln gibt und geschätzt alle 10 Minuten maximal 30 Personen fahren können. Die Tickets kann man zwar auch online kaufen, aber das erspart nicht das Warten auf die nächste freie Gondel. Dann ist man mit einer Minibus-Tour eventuell doch besser bedient.

Die letzte Gondel zurück in die Stadt fährt um 19:45 Uhr (01.04-30.10.). Kauft man nur die Gondelfahrt, dann kann man die anderen Sehenswürdigkeiten nicht besuchen, denn das kostet extra. Nach 17 Uhr kann man jedoch umsonst in den Nationalpark gehen und bis auf die Tropfsteinhöhle alles andere erkunden. Oben an der Endstation sind gleich die ersten der für diesen Ort bekannten Berberaffen zu sehen. Die Affen haben keine Scheu und lassen es in der Regel zu, ganz dicht Selfies mit ihnen zu machen. Man sollte dabei jedoch auf die Körpersprache der Tiere achten und keine Sonnenbrille oder so für die Tiere griffbereit haben. Füttern ist streng verboten und man sollte den Rucksack auch möglichst vorne tragen. Plastiktüten verbinden die Affen mit Futter und sollen daher gar nicht getragen werden. Erstaunlicherweise ist überhaupt kein Wind hier oben und bei herrlichem Sonnenschein ist der Ausblick fantastisch. Man sieht natürlich Gibraltar und Spanien, aber auch die Küste von Marokko ist gut zu sehen. An Affen mangelt es nicht. Als ich ein Foto mache, bekomme ich einen Schreck, als ich die Kamera wegnehme. Nur ein paar Zentimeter vor mir geht plötzlich ein Affe auf der Mauer vorbei. Einem anderen Touristen, der die Hinweise nicht ganz so ernst genommen hat, springt ein Affe auf die Schulter und hat dort sofort den Reißverschluss vom Rucksack geöffnet und die Tüte mit dem Serranoschinkenbrötchen herausgenommen.

Der kleine Affe schreit, was das Zeug hält, ohne dass ersichtlich wäre warum. Die Mutter bleibt entspannt dabei, schaut aber schon etwas genervt.

Da es schon 17 Uhr ist, kann ich nun auch den Naturpark erkunden. Zunächst geht es zum Skywalk, dessen Glasscheiben jedoch so schmutzig sind, dass man kaum hindurchschauen kann. Der Effekt circa 400 Meter in die Tiefe zu schauen ist daher nur eingeschränkt gegeben. Der Ausblick ist hier allerdings noch um einiges besser, als bei der Seilbahnstation. Unten rechts sieht man ein paar neue, teilweise noch im Bau befindliche, Hochhäuser. So entsteht hier neuer Wohnraum mit unverbaubarem Meerblick.

Ich möchte gerne auch noch die Windsor Suspension Bridge betreten, die auch auf dem 5 GIP Geldschein abgebildet ist und die man schon von unten sehen konnte. Dazu wandere steil bergab ohne zu wissen wie weit es noch ist. Die Beschilderung ist eher mäßig und es ist deutlich weiter, als ich anfangs dachte. Dann ist es aber doch endlich geschafft und die 70 Meter lange Hängebrücke schwingt ordentlich hin und her, während die Besucher darüber gehen. Ein Erlebnis ist das schon, aber der beschwerliche Aufstieg zurück zur Seilbahn steht noch bevor. Erneut bin ich froh, dass ich nicht im Sommer hier bin. Selbst jetzt im April bei über 25 °C ist das nämlich schon schweißtreibend.

Wieder unten in der Stadt angekommen, schlendere ich noch etwas durch den botanischen Garten und bin anschließend erstaunt, dass alle Geschäfte bereits geschlossen haben und die Main Street wie ausgestorben ist. Natürlich hab ich nicht alles gesehen, was auf der Karte verzeichnet ist, aber wenn man mal wieder in Andalusien ist, dann lohnt sich so auch ein erneuter Besuch.

Ich gönne mir bei den letzten Sonnenstrahlen, die zwischen den Häusern noch hindurchscheinen, in dem Pub The Skull noch ein Pint Kilkenny für 4 GBP, bevor ich meine Rückfahrt nach Algeciras antrete. Dort lasse ich mir noch ein paar Tapas schmecken und beende den Tag laut Handy nach fast 35000 Schritten.