Casablanca

Die Fahrt von Rabat nach Casablanca wird nur circa 1 Stunde dauern, daher schaue ich mich, bevor ich losfahre, noch etwas in Rabat um. Eine der Hauptshenswürdigkeiten ist der Hassan Turm. Ende des 12. Jahrhundert sollte das mal in der westlichen muslimischen Welt die größte Moschee mit dem höchsten Minarett werden. Als der auftraggebende Kalif 1199 starb, wurde der Bau jedoch eingestellt und so hat das Minarett bis heute gerade mal eine Höhe von 44 Metern und von der Moschee stehen nur die 348 Säulen und ein paar angefangene Mauern. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts grub man diese Stätte aus und rekonstruierte einiges. Ein Funfact ist, dass der Turm anstatt der Treppen innen mit Rampen ausgerüstet wurde, sodass der Muezzin nach der Fertigstellung mit einem Pferd hätte hinauf reiten können.

Seit den späten 1960 Jahren gibt es auf dem Gelände auch noch das außen aus weißem Marmor bestehende Mausoleum von König Mohammed V und seinen beiden Söhnen. Als ich gegen 9 Uhr ankomme, ist der Zugang für Publikum noch nicht geöffnet. Zwei der Ehrenwächter, die sich gleich an den Eingängen des Mausoleums positionieren werden, stehen jetzt vorne am Zaun.

Im Inneren kann man auf die Särge hinunterschauen. Rechts oben auf dem Bild sieht man den Platz für den Koran-Leser.

Am Eingangstor zum Gelände stehen sogar zwei berittene Ehrenwachen, die eine Stange, mit einer kleinen Fahne in der Hand halten. Zum Glück hat man denen einen Sonnenschutz installiert und die Pferde stehen auf weichem Sand. Trotzdem ein anstrengender Job stundenlang regungslos herumzustehen. Ich habe keine Ahnung, in welchem Rhythmus dort gewechselt wird.

Dort, wo ich gestern geparkt habe, ist ja auch die Kasbha der Oudayas oder auch ⵇⵙⴱⴰ ⵏ ⵉⵡⴷⴰⵢⵏ. Hinter der schönen Stadtmauer mit dem Eingangstor verbirgt sich der „andalusische Garten“. Eine kleine und unerwartete Oase an dieser Stelle.

Die Gassen mit den weißen Häusern erinnern ebenfalls sehr an ein Dorf in Andalusien.

Bevor es losgeht, stärke ich mich noch mit einem Pfefferminztee und einem Mandelkeks. Auf der mautpflichtigen Autobahn zahle ich anschließend insgesamt 27 Dh, da ich einmal kurz abgefahren bin und dort 4 Dh zahlen musste. Eigentlich wollte ich an der Küste entlangfahren, aber zum einen will das Navi immer wieder zurück auf die Autobahn und zum anderen nervt es auch mit den ständigen Polizeikontrollen und ständig wechselnden Geschwindigkeitsbeschränkungen. Darüber hinaus sitzt an jeder erdenklichen Stelle jemand, der einen beim Parken zur Kasse bittet. Da sind zwar nur kleine Beträge, aber es nervt schon, wenn man nur mal 10 Minuten anhalten möchte. Ich fahre also nach kurzer Zeit doch wieder zurück auf die Autobahn. Der Verkehr in Casablanca scheint mir aggressiver zu sein als bisher. Es wird viel gehupt, gedrängelt und viele Autos sind auch zerschrammt und verbeult. Gerade in den größeren der unzähligen Kreisverkehre wird’s kniffelig. Ich habe zunächst etwas Schwierigkeiten die Airbnb Unterkunft zu finden und muss wieder telefonieren. Direkt nebenan ist ein Parkhaus, in dem ich für nur 40 Dh, also unter 4 €, die nächsten zwei Tage sicher parken kann. Mit dem Bus mache ich mich auf zur wirklich beeindruckenden Hassan-II.-Moschee, die mit ihrem 210 Meter hohen Minarett seit 1993 direkt am Meer steht und 25000 Gläubigen Platz bietet. Als ich in den vollen Bus steige, komme ich gar nicht direkt bis zum Fahrer, und der fährt auch sofort wieder los. Während ich noch denke, Schwarzfahren in Casablanca muss ja eigentlich nicht sein, da steigen an der nächsten Haltestelle auch schon drei Kontrolleure mit gelben Warnwesten ein. Ich kann dem Fahrer gerade noch »Ticket« zuflüstern, und er druckt mir daraufhin unverzüglich erstmal ohne Bezahlung ein Ticket, das kurz darauf schon kontrolliert wird. Das war knapp. Ein paar junge Männer hatten offensichtlich kein Ticket und es wird von den Kontrolleuren mächtig herumgeschrien und diskutiert.

Das ist wohl die einzige Moschee, in die auch „ungläubige“ hineingehen dürfen, allerdings nur Vormittag und gegen Bezahlung. Mir genügt schon der Blick durch das große Tor auf die gewaltigen Säulen und all die Verzierungen. Zur rituellen Waschung (Ablution) führen außen Treppen hinunter. Links für Männer, und rechts für Frauen. Außerdem gibt es unter der Moschee noch ein für jedermann zugängliches Hammam. Für Männer und für Frauen stehen je 3000 m² zur Verfügung. Es können Tickets für verschiedene Rituale gekauft werden. Da habe ich leider gar keine Erfahrung mit, aber wär sicher auch mal ein Erlebnis.

Bei der Moschee sind an einer scheinbar nicht erlaubten Stelle einige junge Leute am Baden und Wellenreiten und etliche Schaulustige schauen sich das von der Promenade aus an. Es dauert nicht lange, bis Polizisten das Vergnügen vehement beenden.

Auf dem Rückweg zum Apartment gehe ich noch an Rick’s Café vorbei, dass aber erst um 18:30 Uhr öffnet. Es ist allerdings nicht das legendäre Café aus dem Film Casablanca aus dem Jahr 1942 mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann, sondern eine freie Nachbildung aus dem Jahr 2004. Das Café im Film war nur eine Filmkulisse in einem Studio in Hollywood. Ob ich morgen noch reinschaue, überlege ich mir noch. Vielleicht ist ja auch mein Dresscode gar nicht angesagt. Heute schaue ich mich im direkt daneben liegenden Marina Shopping-Center um und esse dort auch gleich etwas.

Ich gehe zu Fuß zurück zu meinem Apartment und komme durch eine Straße, die nicht so gut aussieht. Solche und noch schlimmer zugerichtete Autos stehen am Straßenrand und gewaltbereite Graffitis zieren die Wände. Zum Glück ist es noch nicht dunkel und nach ein paar hundert Metern wird’s dann auch schon wieder anders. Wie ich später recherchiert habe, sind die Marokkaner wohl sehr fanatisch in Sachen Fußball und in den Stadien wird auch nicht mit Pyrotechnik gespart. Das Logo in dem Graffiti steht für den Wydad Athletic Club. Vielleicht musste das Auto dran glauben, als der Verein verloren hat.