Heute werde ich mir die „Road to Hāna“ vornehmen. Ein Muss für jeden Maui Besucher.
Hāna liegt im Osten der Insel. Von meiner Unterkunft im Westen kann ich nördlich oder südlich um den 1764 Meter hohen Puʻu Kukui herumfahren, um nach Kahului zu kommen. Ich entscheide mich für die Südvariante, da das mit knapp 40 Minuten Fahrzeit ca. 1 Stunde kürzer ist als die Nordroute.
Bekannt ist die Straße nach Hāna, weil sie landschaftlich besonders schön ist. Mit über 600 Kurven, 59 teils einspurigen Brücken und diversen Engstellen ist die Strecke aber auch für Fahrer und Fahrzeug eine Herausforderung, wie sie sich so durch den Hang des Vulkans Haleakalā, was „Haus der Sonne“ bedeutet, schlängelt. Der Vulkan nimmt ca. 75 % der Fläche der Insel ein und ist über 3000 Meter hoch. Offiziell handelt es sich bei der Straße um den Highway 360. Hier wird deutlich, dass der Begriff Highway nichts mit einer Schnellstraße oder so zu tun hat. Auch ein ungepflasterter Fußweg kann ein „public Highway“ sein. Von Kahului kann man zunächst auf dem Hwy 36 (Hana Highway) bleiben und dann entlang der Nordküste auf dem Hwy 360 die ca. 85 km bis nach Hāna fahren. Die reine Fahrzeit wird mit ca. 2 Stunden angegeben, was natürlich nur für Einheimische gilt, die die Strecke kennen. Alternativ kann man rechts auf den Hwy 37 (Haleakala Highway) Richtung Süden abbiegen, um dann an der Südküste Richtung Hāna zu fahren. Auf dieser Strecke ist die Straße allerdings nicht so gut wie im Norden. Ich entscheide mich auf dem Hinweg die Südroute zu nehmen und auf dem Rückweg dann die Nordroute. Insgesamt sind das von der Kreuzung ca. 175 km und mindestens 4 Stunden reine Fahrzeit.
Let’s GO.
Wenn das Navi für 30 km eine Zeit von 1,5 Stunden kalkuliert, dann sagt das ja schon einiges. Es gibt im Süden auch einige Kilometer, die nicht befestigt sind. Wenn es viel regnet oder geregnet hat, dann kann man diese Stelle nicht mehr passieren. Die Straße schlängelt sich wenig gerade durchs Nichts, als wäre man beim Herstellen etwas angetrunken gewesen. Gelegentlich holpert man über einen „Cattle Guard“. An diesen Stellen befinden sich mit einem gewissen Abstand in die Straße eingelassene Stahlträger. Wegen der Lücken zwischen den Trägern können die Kühe da nicht drüber laufen, quasi ein überfahrbarer Zaun. Wären die Kühe nicht dumm, dann könnten Sie natürlich auf die Stahlträger treten und würden so diese Grenze überwinden. Die Vegetation im Süden ist sehr karg.
Kurz vor dem Erreichen des Pīpīwai Trails im Südosten der Insel ist der 1974 auf Maui verstorbene Charles Lindbergh begraben. Am Eingang des Haleakala Nationalparks spendiere ich die $10 Eintritt, die für 3 Tage und auch für den Haleakala Krater gelten. Der mit Hin- und Rückweg ca. 6,1 km lange Pīpīwai Trail führt als Erstes bereits nach 800 Metern zu den Makahiku Falls. Anschließend kommt man zu einem sagenhaften Banyan Tree. Die Neugierde lockt mich weiter auf dem Pfad zu den Waimoku Falls. Ich war auf die Wanderung nicht vorbereitet und hatte somit nur meine Flip-Flops an und zu trinken hatte ich auch nichts mehr. 1,6 Meilen (2,57 km) hören sich ja aber auch nicht sooo viel an. Am Eingang wurde allerdings schon dazu geraten, vernünftige Schuhe anzuziehen, weil es nass und rutschig wird. Der Weg ist anfangs noch als solcher zu erkennen und auch noch nicht nass. Es folgt ein Tor mit dem Hinweis „noch 1,2 Meilen bis zum Waimoku Wasserfall“! Dieser Teil der Strecke hat es allerdings in sich. Je tiefer man in den Regenwald vordringt, umso feuchter wird es. Der Weg ist mittlerweile nur noch ein ständig steigender Trampelpfad über Steine und Baumwurzeln. Nach ca. einem Drittel der Strecke taucht man auf einmal in einen beeindruckenden Bambuswald ein. Der Bambus ist geschätzte 10 Meter hoch und armdick. Die Stämme stehen so dicht, dass man nicht hindurchkommen würde, wenn nicht ein Pfad vorhanden wäre. Das Rauschen der Blätter und das leichte Aneinanderschlagen der Baumbusstämme untermalen die „Expedition“ mit einer interessanten Geräuschkulisse.
Der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Nachdem der Bambuswald wieder vom Regenwald abgelöst wurde, wird es noch steiler und holpriger. Alles ist schlammig und rutschig, aber ich komme dennoch mit meinen Flip-Flops gut voran. Letztendlich muss man noch einen Bach durchqueren, um dann auf einer Lichtung herauszukommen, wo aus ca. 120 Meter Höhe das Wasser herunterfällt.
Angenehm kühl ist es hier und einige Mutige oder besser Leichtsinnige stellen sich unter den Wasserfall. Das ist nicht ganz ungefährlich. Nicht nur, dass das Wasser sehr kalt ist, sondern bei einer Fallhöhe von 100 Meter hat dieses auch schon ordentlich Kraft und gelegentlich werden wohl auch mal Steine aus der Felswand herausgelöst, die dann zu ernsthaften Verletzungen führen können.
Jetzt müsste um die Ecke ein Bus warten, der wieder zurück ins Tal fährt, aber Fehlanzeige. Das Ganze hat ca. 3 Stunden gedauert und ich bin mittlerweile schon ziemlich durstig. Aus mir unverständlichen Gründen gibt es am Eingang nichts zu trinken. Vielleicht sollte ich hier einen Kiosk eröffnen.