Nicht der Amazonas, sondern einer seiner vielen Zuströme, der Rio Napo, fließt in bzw. durch Ecuador. Nach 1480 km mündet er dann in Peru in den Amazonas.
Ich begebe mich heute mit einem Quechua Guide in den Dschungel, um einen Eindruck von diesem Teil Ecuadors zu bekommen. Quechua bzw. in Ecuador Kichwa sind indigene Völker des Andenraums deren Muttersprache Quechua ist.
Ein Tag reicht natürlich nicht, um tiefer in den Dschungel vorzudringen, aber die Tour verspricht dennoch so einiges. Da im Moment wenig Touristen hier sind, wird es sogar eine Exklusivtour nur für mich. Um 9 Uhr starten wir von Tena aus Richtung Rio Napo. Dort angekommen schüttet es wie aus Eimern.
Ich dachte schon, das wär’s mit der Tour gewesen, aber bereits eine ¼ Stunde später fallen nur noch ein paar Tropfen und wir können mit unserem Motorkanu starten. Der tropische Regenwald ist immer wieder faszinierend und spannend zugleich.
Den ersten Halt am Flussufer manchen wir für eine kurze Dschungelwanderung. Vor dem Verlassen des Bootes heißt es also erstmal Gummistiefel an. Der Bootsführer und Guide der Wanderung geht mit seiner Machete voran. Wir versinken streckenweise bei jedem Schritt etliche Zentimeter tief im Schlamm, oder waten durch kleine Bäche.
Der Guide, dessen Name ich mir leider nicht gemerkt habe, zeigt uns Ameisen- bzw. Termitennester in den Bäumen und erklärt einiges zu den Pflanzen des Regenwaldes.
Der Stelzenpalme, die auf bis zu 2 Meter langen Stelzwurzeln steht, sagt man z. B. nach, dass sie Ihren Standort wechseln kann, indem die Wurzeln „wandern“. Diese schöne Geschichte ist jedoch mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Das Aussehen solcher Stelzwurzeln gab dieser Art den Spitznamen „Pene del Diabolo“ 🙂
Da die überirdischen Wurzeln bestimmter Bäume ein hervorragender Resonanzkörper sind, kann man es im Dschungel sehr weit hören, wenn man mit einem Stock dagegen schlägt. Dies wurde daher seinerzeit auch zur Kommunikation genutzt. Der große Ceiba Baum bietet am Stamm auch gute Versteckmöglichkeiten. Diese Bäume erreichen eine stattliche Höhe von 60 bis 70 Meter.
In einer Nische des Baumstammes hat eine Adlerart gut versteckt zwei Junge untergebracht. Niedlich ist was anderes.
Nach der Dschungeltour geht es mit dem Kanu weiter zur „Yaku Amarun“ ( Kichwa für Anacondainsel) auf eine Kakaoplantage.
Ich probiere das Fruchtfleisch der frischen Kakaobohnen und male danach frisch geröstete Kakaobohnen. Mein frisch gemahlenes „Kakaomehl“ wird sogleich mit etwas Milch, Zucker, Zimt und Vanillesirup gekocht. Mmh, lecker und garantiert 100 % Kakao ohne Emulgatoren oder andere Dinge.
Mir wird auch noch eine alte Anakondahaut gezeigt. Mit den ca. 3 Meter Länge eher noch ein kleineres Exemplar. Die größte bekannte Anakonda war ca. 9 Meter lang. Leider werden die Schlangen oft noch illegalerweise getötet, weil sie Hühner und auch größere Nutztiere fressen.
Der nächste Stopp ist „AmaZoonico“. Dies ist eine Auffangstation für Tiere, die z. B. illegal als Haustier gehalten wurden oder illegal für den Verkauf vorgesehen waren. Nach Möglichkeit werden die Tiere in einem geschützten Bereich des Dschungels wieder ausgewildert. Die Totenkopfäffchen sind hier überall frei lebend in den Bäumen. Ozelots, Tapire, Pekaris und die anderen Tiere sind in Gehegen untergebracht. Ozelots können leider nicht mehr auswildert werden, da sie die Furcht vor den Menschen verloren haben, wenn sie als Haustier oder als Prestigeobjekt gehalten wurden. Wie mir der Volontär aus Deutschland erzählt, ist es auch generell schwer Genehmigungen für Auswilderungen zu bekommen.
An einem Zaunpfahl entdecke ich viele Vogelspinnenbabys. Als ich mit der Kamera näher komme, flüchten sie sofort in das Rohr und Mami kommt aus dem Rohr noch oben, um sie zu beschützen.
Als Nächstes probieren mein Guide Misael und ich uns im Blasrohr schießen und schon beim zweiten Schuss habe ich das Zielobjekt, einen Vogel aus Balsaholz, erledigt. 🙂
Die Zubereitung von Chicha auf Basis von Yucca wird mir gezeigt. Der Saft aus dem vergorenen Brei kann am nächsten Tag auch von Kindern getrunken werden, später jedoch nur noch von Erwachsenen. Ich probiere aus Neugier einen kleinen Schluck der Erwachsenenversion und hoffe, dass mein europäischer Magen mir das nicht übel nimmt.
Bevor es mit dem Motorkanu zurückgeht, zeigt uns die Frau noch „ihre“ Kaiman Lagune. Ein Muttertier und ihre 7 Kinder dösen dort im Wasser.
Im Baum sitzt ein Hoatzin. Ein Vogel der stinkt, kaum fliegen kann und dessen Junge an den Flügeln Krallen haben.
Zurück in Rio Napo gibt es ein spätes, aber üppiges Mittagessen. Auf halber Strecke nach Tena fahren wir noch mit einem Kanu ohne Motor durch die Laguna Isla Paikawe. Absolut lautlos gleiten wir über das Wasser und werden von den Klammeraffen und den kleinen Braunrückentamarinen argwöhnisch beobachtet. Einige Hoatzins sehen wir hier auch wieder.
In dem kleinen Ort Misahualli ist heute am Samstag ganz schön was los. Viele Leute kommen mit Motorkanus und Bussen aus der umliegenden Gegend, um hier ein paar schöne Stunden gemeinsam zu erleben. Einige Stände im Ort bieten kulinarisches und kunsthandwerkliches an. Ein wirklich interessanter, schöner Tag und für Regenwaldverhältnisse zum Glück sehr trocken.
Nur 100 Meter vor dem Hotel sitzt dann noch ein roter Ara auf der Stromleitung. Leider macht er sich aus dem Staub, bevor ich ein schönes Foto von ihm machen kann.
Hallo Andreas!
Darf ich fragen, wie viel du für diese Tour bezahlt hast? Irgendwie ist es schwer, genaue Infos zu bekommen, und sich auf die Kosten einzustellen, die bald auf uns zukommen! Wir sind ab Montag in Ecuador und deine Berichte klingen einfach super!
Beste Grüße y buen viaje
Caro 🙂