Ich fahre heute Richtung Norden. Wie sich später herausstellt, geht es dabei einige hundert Kilometer über unbefestigte Schotterstraßen. Meist sind die gut zu befahren, aber es erfordert doch erhöhte Aufmerksamkeit. Bei Teilstücken mit viel losem Sand muss man unbedingt die Geschwindigkeit drosseln. Dann sind da noch die Waschbrett-Streckenabschnitte. Fährt man zu langsam über diese Querrillen, dann wird’s richtig unangenehm. Auch unschön ist es, wenn man in der Staubwolke eines vorausfahrenden Fahrzeuges fahren muss. Es sind ja nur sehr wenige Fahrzeuge unterwegs und so versuche ich möglichst schnell zu überholen. Wenn das nicht möglich ist, dann sollte man ein paar Minuten pausieren oder langsam fahren, um den Abstand zu vergrößern.
Ich überlege noch zur Blutkuppe, einem touristischen Spot, zu fahren. Der Name dieser Felsformation beruht auf der blutroten Farbe bei Sonnenauf- und -untergang. In Anbetracht der Uhrzeit und vor allem dem Stand meiner Tankanzeige muss ich dieses Zwischenziel dann aber doch auslassen. Den Tipp jede Möglichkeit zum Tanken zu nutzen hatte ich heute Morgen nicht beachtet, da der Tank noch fast voll war. Da hier aber ohne weiteres mal einige hundert Kilometer keine Tankmöglichkeit besteht, ist der Tipp durchaus ernst zu nehmen. Der Füllstand kann schnell dahinschmelzen, da der Verbrauch mit 4 × 4 im Sand um einiges ansteigt. In der Ortschaft Solitäre stehen scheinbar schon etwas länger ein paar Oldtimer am Straßenrand.
Gegen Mittag komme ich in Swakopmund an. Ein nettes Städtchen am Atlantik. Ich tanke erstmal voll und kaufe ein, bevor es weiter Richtung Norden geht.
„Swimming at own risk“ und dann „No swimming“ ? Gut finde ich auch „No Hubbly Bubbly“. Diesen Begriff für eine Shisha kannte ich bisher nicht.
Hier lässt man demnächst sogar die Puppen tanzen.
Vorbei an Henties Bay, wo ich heute übernachten werde, geht es zum Kreuzkap oder Cape Cross. Dort ist eine riesige Kolonie südafrikanischer Seebären zu Hause. Die Tiere liegen bis an den Parkplatz heran und beim Öffnen der Autotür riecht es sofort sehr streng. Auch die Geräuschkulisse ist einmalig. Hört sich ein bisschen an wie eine Herde Schafe oder Ziegen. Es sollen wohl ca. 250000 Tiere sein, die hier leben und ihre Jungen gebären. Auf einem eingezäunten Steg kann man einen bestimmten Bereich der Kolonie durchwandern, ohne die Tiere zu stören, oder gar von ihnen attackiert zu werden. Der Weg vom Auto bis zum Eingang des Steges ist allerdings schon zum Teil belagert und da die Mütter ihre Jungen natürlich verteidigen, gehört schon etwas Überwindung dazu, so dicht an ihnen vorbeizugehen. Die meisten liegen faul herum und viele Mütter säugen ihre Babys, aber ständig sind auch irgendwo kleine Reibereien, bei denen die Kontrahenten sich mal kurz anschreien und dann ist auch schon wieder alles vorbei.
Die Möwen schön in Reih und Glied.
Da diese Menge an Tieren natürlich den Fischern in der Gegend viel wegfressen, werden die Seebären leider zum Teil auch gejagt. Schakale, Hyänen und die großen Raubmöwen fühlen sich natürlich auch von der Kolonie angezogen. Die eine oder andere Leiche oder Blutspuren an Felsen sieht man hier somit auch. Ist halt kein Tierpark oder Zoo.