…so weit die Füße tragen…

Heute wäre ein Kilometerzähler angebracht gewesen, der die zu Fuß zurückgelegte Strecke erfasst. Nach dem Frühstück fahre ich mit dem Bus 492 zum Pantheon. Busfahren in Rom ist so eine Sache. Als Erstes lerne ich, dass man im Bus kein Ticket kaufen kann. Netterweise verkauft mir ein anderer Fahrgast eine. Die Busfahrer sollte man möglichst nie etwas fragen. Wenn man sich den unfreundlichsten Menschen vorstellt und da noch eine Portion Unfreundlichkeit drauflegt, dann ist man beim Busfahrer Roms. Zumindest trifft dies auf die zu, die ich erwischt hatte. Ansagen oder Anzeigen mit den Haltestellen erwartet man vergebens. Man sollte also genau wissen, wo man hin will. Dank meiner Rom App kann ich meine Position in Echtzeit auf dem Stadtplan verfolgen. Auf den teils sehr schlechten Straßen hat man das Gefühl, dass sich der Bus gleich in seine Einzelteile zerlegt. Ansonsten kommt man aber für 1,50 € günstig von A nach B. Die Fahrkarte ist 100 Minuten gültig und kann in dieser Zeit beliebig oft genutzt werden.
Nun zum Pantheon. Die Kirche wurde bereits ca. 120 n. Chr. fertiggestellt. Die Kuppel ist mit ca. 43 Meter Durchmesser und 5000 Tonnen Gewicht bis heute das größte Bauteil, das aus Beton ohne Bewehrung gebaut wurde. Sie hat oben ein kreisrundes, ca. 9 Meter großes Loch. Wenn sich die 6 Meter hohe Bronzetür schließt, dann ist das Loch in der Decke die einzige Lichtquelle. Bei Regen wird man direkt darunter natürlich auch nass. Es ist wirklich beeindruckend, wie man damals ohne Computer, Lasertechnik und andere neumodische Gerätschaften all diese Gebäude quasi für die Ewigkeit entwerfen und so präzise bauen konnte.

Es folgt die Piazza Navona, auf der jetzt am Vormittag noch relativ wenig los ist. Ein sehenswerter Platz.

Die vier Herren des Brunnens Fontana dei Quattro Fiumi symbolisieren die größten Ströme der damals bekannten vier Kontinente (Donau, Nil, Ganges und Rio de la Plata). Im Bild vorne der Flussgott des Ganges.

Die am Rande des Platzes wartenden Chauffeure erfüllen, wie ich finde, zumindest optisch existierende Klischees eines „typischen“ Italieners.

Durch die Gassen von Rom navigiere ich mich weiter zu Fuß Richtung Vatikan. Dabei überquere ich das erste Mal den Tiber bzw. Tevere und erreiche nach ca. ½ Stunde das Castel Sant‘ Angelo.

Blick auf Ponte Umberto I und Petersdom
Castel Sant‘ Angelo

Mittlerweile ist es schon wieder so heiß, dass man immer Ausschau nach dem nächsten Schatten hält. Ursprünglich war das Castel mal ein Mausoleum für den römischen Kaiser, wurde später aber von den Päpsten zur Burg umgebaut. Von der Dachterrasse hat man „ganz“ Rom und den Vatikan im Blick. Der Besuch hat sich gelohnt und die 7 € Eintritt sind angemessen.

Vom Castel geht es direkt zur Basilika di San Pietro, besser bekannt als der Petersdom. 20000 Leute haben darin Platz. Baubeginn war 1506 und ab 1547 war niemand Geringeres als Michelangelo der Bauleiter. „Nur“ 120 Jahre nach Baubeginn war der Dom schon fertig. Und da regen wir uns über den Berliner Flughafen auf. Große Dinge brauchen halt ihre Zeit.

Man kann auch die Kuppel besichtigen. Ohne Lift sind es über 500 Stufen und mit Lift verbleiben immerhin noch 320 Stufen. Ich entscheide mich erst mal bis zur Liftebene in die Kuppel zu fahren. Nach ca. 30 Stufen zu Fuß führt nur noch eine enge Wendeltreppe weiter nach oben. Die Luft darin ist zum Zerschneiden. Die verbleibenden 290 Stufen muss ich mir bei der Hitze nicht antun. Ich drehe um und genieße die Aussicht von einem etwas tiefer gelegenen Punkt.

Die Schweizergarde bewacht den Eingang. Der Papst hat sich allerdings heute nicht blicken lassen.

Auf dem Weg zur Cappella Sistina (Sixtinische Kapelle) gönne ich mir in einer Seitenstraße eine Handpizza. Das ist Pizza, wie man sie in Italien erwartet. Ein hauchdünner knuspriger Teig, der nicht schlaff nach unten hängt, wenn man das Stück in die Hand nimmt. Es stehen verschiedene Beläge zur Auswahl und bezahlt wird nach Gewicht. Sehr empfehlenswert. Unbedingt zu erwähnen sind auch die vielen Trinkwasserbrunnen überall in der Stadt. Hier kann man sich erfrischen und Wasserflaschen mit kühlem Quellwasser füllen.
Der Weg zur Sixtinischen Kapelle führt durch das vatikanische Museum. Was man dort alles zu sehen bekommt, ist wirklich beeindruckend. Unzählige Skulpturen und Malereien, riesige Wandteppiche usw. Wenn man zügig durchgeht, dann braucht man wohl mindestens 1,5 Stunden. Man kann sich aber auch ohne Weiteres einen ganzen Tag dort aufhalten.

Am Ende der Museumstour dann die dunkle, vollkommen überfüllte Sixtinische Kapelle, die gar nicht aussieht, wie man sich eine Kapelle vorstellt. Ohne Michelangelo zu nahe treten zu wollen, aber das, was von Raffael in den anderen Bereichen gemalt wurde, hat mich nicht minder beeindruckt. Wenn man sich vorstellt, dass die Künstler seinerzeit in schlecht beleuchteten Räumen Jahre lang unter der Decke gelegen haben, um die Flächen zu bemalen. Meine Geschichtskenntnisse reichen leider nicht aus, um zu wissen, was die Künstler seinerzeit motiviert hat. War es tatsächlich nur ein bezahlter Job?
Auf dem Rückweg noch ein Gelato. An der Schlange vor dem kleinen Eisladen ist schon zu sehen, dass es hier lecker Eis gibt. Ebenso zu empfehlen wie der Pizza-Laden. Mmmmh.
Über die Ponte Vittorio Emanuele II marschiere ich zurück nach Rom und an der Piazza Navona nehme ich wieder den Bus. Ein anstrengender, aber schöner Tag geht zu Ende und zwischen den Häusern Roms leuchtet der Petersdom in der Abendsonne. Hier wird es Mitte Juni so um 21 Uhr dunkel.