Die ersten Fischer kommen jetzt bereits zurück. Hier ist oft noch Muskelkraft anstatt Außenborder angesagt.
Als ich zum „Hotel“ zurückkomme, versuche ich mich erfolglos mit dem Internet zu verbinden. Selbst mit dem Computer des Besitzers scheitert der Versuch, sich an meinem E-Mail Account anzumelden. Allein der Aufruf einer Website dauert mehrere Minuten. Ich breche den Versuch ab und genieße um 8 Uhr mein Frühstück auf der Terrasse. Da ich zum Bezahlen der Übernachtung nicht mehr genug CUC habe, fahre ich mit dem Vermieter nach Trinidad, um Bargeld aus der ATM zu ziehen. Er hat mir sogar angeboten, dass ich es ihm später überweisen kann. Ein wirklich sehr netter, aufmerksamer Kubaner, der eine Zeit in Italien gelebt hat und hier in Kuba die europäische Mentalität und Verlässlichkeit vermisst. An seinem Haus baut er nun schon seit 2008. Benötigte Materialien sind oft gar nicht oder nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Wenn man z. B. etwas streichen will, dann gibt es vielleicht gerade nur blaue Farbe. Wenn man das nicht will, dann muss man warten, bis es etwas anderes gibt.
Mein Weg führt mich heute nach Matanzas, aber als erstes Ziel gebe ich in mein Navi die Koordinaten von Cienfuegos ein. Dort gibt es sogar eine Fußgängerzone und ein paar Geschäfte.


Bis zu meinem Übernachtungsziel in Matanzas sind es noch ca. 2,5 h Fahrt und zunächst läuft alles gut. Circa 30 km vor dem Ziel fängt der Wagen jedoch an zu zicken. Obwohl noch ein Strich auf der Tankanzeige ist, fühlt es sich an, als wenn kurzzeitig zu wenig Sprit zur Verfügung steht. Eine Tankstelle gibt es hier natürlich gerade nicht. Im Laufe der Zeit wird es immer schlimmer und zeitweise geht bereits der Motor aus.
Weniger als 10 km vor dem Ziel halte ich bei ein paar Häusern an, um nicht mitten in der Gegend liegen zu bleiben. In meiner Not spreche ich einen Bewohner an, um die Mietwagenfirma anzurufen. Es dauert eine Weile, bis ein Englisch sprechender Dorfbewohner gefunden ist. Da nicht jeder ein Telefon hat, werde ich zu einem Haus mit Telefon gebracht. Ich frage mich in dem Moment, ob ich vielleicht nur zu diesem abgelegenen Haus gebracht werde, um mir dort Geld und Handy abzunehmen. Die am Fahrrad angebrachte Machete des einen Kubaners wirkt in diesem Moment auch nicht gerade vertrauenerweckend. Wobei ich hinzufügen muss, dass viele hier mit Macheten als Werkzeug für Garten- bzw. Landschaftspflege herumlaufen. Weit gefehlt. Tatsächlich hat die Dame in dem Haus ein Telefon und ruft die Mietwagenfirma an. Geld für diese Gefälligkeit lehnt sie ab. Es deutet darauf hin, dass die Tankanzeige tatsächlich mehr vorgaukelt, als noch drin ist.
Ein Dorfbewohner macht sich mit dem Fahrrad und einem Kanister auf, um ein paar Liter illegal gebunkertes Benzin zu besorgen. In der Zwischenzeit werde ich in das Haus des Englisch sprechenden Kubaners eingeladen, seiner Familie vorgestellt und zum Kaffee eingeladen. Ich bin überwältigt von der selbstlosen Hilfsbereitschaft. Nach dem Betanken erreiche ich mit Einbruch der Dunkelheit die Casa Marta María in Matanzas und beende einen ereignisreichen Tag mit einem Abendessen in einem kubanischen Restaurant.