Das Gewitter hat fast die ganze Nacht angedauert. Zwischendurch war mal kurz Stromausfall und geregnet hat es richtig viel. Eigentlich wollte ich um 5:40 Uhr bereits meine Kanutour durch den Park beginnen, aber es regnet unaufhörlich. Der Beginn wird auf 8:30 Uhr verschoben, aber es regnet immer noch. Gegen 9:00 Uhr, als ich mir gerade ein Frühstück bestellt habe, hört es endlich auf. Ich verschiebe die Tour auf den nächsten Tag in der Hoffnung, dass es dann nicht wieder regnet. Als Plan B beginne ich meine Wanderung am Strand und biege von dort rechts in den Dschungel ab. Der Pfad ist natürlich teilweise überschwemmt vom Regen. Ein etwas komisches Gefühl, knöcheltief durch den Dschungelschlamm zu stapfen. Es sind aber immer nur mal ein paar Meter und Blutegel oder anderes Getier scheint in den Pfützen nicht zu sein. Während ich mal wieder mit dem Autofokus meiner Kamera kämpfe, um eine Spinne zu fotografieren, da raschelt es auf einmal über mir. Eine Gruppe Kapuzineraffen macht sich über die Beeren eines Baumes her.
Die Spinne sieht so ähnlich aus wie die auf Borneo, ist aber nicht ganz so groß. Es ist immer gut, wenn man seine Augen überall hat. So ein Exemplar hängt etwas später auf Augenhöhe mitten über dem Pfad.
Rechts und Links hört man es immer rascheln, wenn die Eidechsen schnell verschwinden. Manchmal verharrt die eine oder andere aber auch kurz.
Nach einer Weile heißt es wieder Augen nach oben. Es raschelt im Laub. Diesmal sind es Klammeraffen, oder Spider Monkeys. Die benutzen Ihren Schwanz wie einen zusätzlichen Arm. Nicht schlecht zum Klettern, wenn man 5 Arme hat.
Der Pfad verläuft parallel zum Strand und immer wieder gibt es Abzweigungen dorthin, die ich gelegentlich nutze, um mich in der Brandung zu erfrischen. Während ich bade, fliegen drei große Aras über die Palmenwipfel. Wirklich schön, diese großen Papageien mal in freier Wildbahn zu sehen. Die am Strand und im Wald beheimateten Krebse sind wie die Echsen meist viel zu schnell verschwunden, aber halt nicht immer. Ganz schön behaarte Beine hat der.
Überall am Strand sieht man noch als tiefe Mulden die Nester der riesigen Schildkröten. Es sind hunderte. Das muss ein tolles Erlebnis sein, wenn die Eiablage und das Schlüpfen „Hochsaison“ haben. Im Dickicht taucht noch ein brauner Helmbasilisk auf, der aufgrund seiner Fähigkeit übers Wasser laufen zu können, gelegentlich auch Jesus Christus Echse genannt wird.
Meine Tierliebe zahlt sich kurz darauf nicht aus. Als ich den Blick nach unten gerichtet habe, sehe ich sehr viele Ameisen auf dem Boden und überlege kurz, wie ich auf möglichst wenige drauftrete. Dieser kleine Moment hat den Ameisen gereicht, um zum Angriff überzugehen. Da ich nur Flip-Flops anhabe, erklimmen sofort ein paar meine nackten Füße und beißen sich darin fest. Augenblicklich macht sich ein brennender Schmerz breit. Diesmal waren es nicht die friedlichen Blattschneiderameisen, sondern Treiberameisen. Schnell sehe ich zu, den Bereich ihres Pfades zu verlassen.
Als ich ein Stück am Strand weitergehe, entdecke ich diese Spuren. Offensichtlich ist hier vor kurzem eine größere Raubkatze spazieren gegangen. Der Pfotenabdruck hat etwa die Größe meiner Faust. Das muss ein Jaguar oder ein Puma gewesen sein. Die anderen Raubkatzen, die es hier gibt, haben deutlich kleinere Pfoten. Ich folge der Spur noch eine ganze Weile, bis sie im Dschungel verschwindet.
Seit dem Start ist mir auf dem ganzen Weg bisher noch kein Mensch begegnet, und das wird auch auf dem Rückweg so bleiben. Nach ca. 2,5 Stunden kehre ich um, aber man könnte vermutlich noch 1-2 Tagesmärsche weiterwandern, bevor man wieder auf bewohntes Gebiet stößt. Hier noch ein paar Dschungelimpressionen.
Mit zunehmender Dämmerung kommen auch andere Jäger zum Vorschein. Ich möchte hier nicht im Freien übernachten müssen. Der Bananenspinne sollte man nicht zu nahe kommen, denn ihr Biss ist soll sehr schmerzhaft sein. Wie überall im Dschungel gilt: Immer genau hinschauen, wo man hingreift. Nicht nur Schlangen, Spinnen und anderes Getier, sondern auch die Pflanzen haben ihre Verteidigungsmechanismen entwickelt. Wenn’s nur wehtut, dann hat man noch Glück gehabt, zumal ja in der Regel kein Arzt oder Krankenhaus in der Nähe ist.
Bis es dunkel wird, bleibe ich noch am Strand. Es ist heute richtig angenehm. Trotz des Regens ist die Luftfeuchtigkeit nur bei ca. 75 % und die Temperaturen sind etwas unter 30 °C.
Anfänglich sah es wettermäßig gar nicht so gut aus, aber in den Tropen kann sich das halt sehr schnell ändern. Es geht ein weiterer, schöner Urlaubstag zu Ende.