Palolem

Vom 12.04. bis 24.04. bin ich beruflich in Indien. Das Wochenende allein im Hotel in Bengaluru zu verbringen, ist jedoch nicht gerade sehr erstrebenswert. Aus dem Grund habe ich einen Flug in den ca. eine Flugstunde entfernten Bundesstaat Goa gebucht. Direkt nach der Arbeit fahre ich also zum Kempegowda Airport. Ich bin sehr spät dran, werde aber netterweise vorgelassen. Bei der Sicherheitskontrolle scheitere ich dann jedoch daran, dass ich den Boardingpass für den Air Asia Flug nur auf dem Handy habe. Da dieser hier aber zweifach abgestempelt werden muss, ist die Papierform unabdingbar. Der Scanner, an dem man sich das auf Papier ausdrucken kann, ist ausgerechnet auch defekt. Ich renne also runter ins Erdgeschoss zum Schalter. Dort angekommen bin ich erstaunt, dass alle die Ruhe weg haben. Wie sich etwas später herausstellt, liegt das daran, dass der Flieger „delayed“ ist, was in diesem Fall sogar mal etwas Positives hat. Eine erste Verspätung wurde mir schon einen Tag vorher per SMS bekannt gegeben, über diese Verspätung gab es leider keine Nachricht. Mit der Zuverlässigkeit von Air Asia India ist es wohl nicht so gut bestellt.
Vom Flughafen Dabolim kann man Richtung Norden fahren, wenn man den Fokus auf Party mit lauten Beats legt, oder nach Süden, wenn der Fokus eher auf Entspannung liegt. Mein Hotel liegt ca. eine Fahrstunde südlich von Dabolim im Ort Palolem. Dort habe ich mir in einem kleinen Hotel direkt am Strand für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer gebucht. Die Taxifahrt vom Flughafen gibt es zu offiziellen Festpreisen, sodass nicht die Gefahr besteht, dass man abgezockt wird. Der Taxifahrer setzt mich kurz nach 22 Uhr am Ende der Straße direkt am Strand ab. Von dort sind es noch ca. 5 Minuten zu Fuß am Strand bis zum Café Blue, wo ich freundlich empfangen werde. Ich lade nur kurz meinen Rucksack in meiner kleinen, rustikalen, blau-weißen Holzhütte ab und genieße dann unter den Palmen am Strand noch ein frisch gebackenes Naan Brot mit Knoblauch und ein Kingfisher Bier. Bei 26 °C und Windstille begleitet die leichte Brandung des Indischen Ozeans, genauer gesagt des arabischen Meeres, den Ausklang des Tages. Die Hektik von Bengaluru ist schon jetzt vergessen. Palolem gilt als sicherer Ort. Selbst in der Dunkelheit sind noch viele Spaziergänger am Strand unterwegs auf dem Weg zu einem der vielen Restaurants oder Bars, oder auf dem Rückweg zur Strandhütte. Die größte Gefahr in Palolem soll sein, dass man diesen „chilligen“ Ort nicht wieder verlassen möchte. Es fällt auch nicht schwer nachzuvollziehen, warum Goa schon zu Hippiezeiten sehr beliebt war. Noch heute gibt es hier neben Yoga sicher auch bewusstseinserweiternde Dinge. 🙂
Am Samstag erkunde ich den kilometerlangen Strand inklusive der kleinen Nachbarbucht. Der „weiße“ Strand läuft ganz sanft in das mit geschätzten 28 °C fast zu warme Meer.

Die vielen Auslegerboote bieten einstündige Bootstouren inklusive Delphin Beobachtung an. Mit viel Mühe und auf im Sand liegenden, gut geschmierten Holzbohlen werden die Boote jeden Tag mit Muskelkraft ins Meer hinuntergezogen und am Abend wieder so weit auf den Strand, dass die Flut nicht an sie heranreicht.

Am Nachmittag bei Ebbe kann man trockenen Fußes zu der kleinen Insel Canacona kommen, die auch Monkey Island genannt wird, weil sich dort zeitweise Affen aufhalten und das touristisch gut klingt.

Am nördlichen Ende des Strandes gibt es neben einem Yoga Camp, das über eine abenteuerliche Brücke erreicht werden kann, auch sogenannte „Backwater“-Touren.

Für ₹ 300 (ca. 3,70 €) buche ich mir am späten Nachmittag eine Tour. Ohne Motorkraft wird das Boot dabei durch das Backwater gestakt.

Es gibt viele Greifvögel, kleine und große Kingfischer und einige andere Vögel zu sehen.

An einer Stelle hält das Boot zur Fütterung der Adler an. Überwiegend sind es Brahminenweihen, aber auch ein paar Seeadler lassen sich blicken. Diese Fütterung ist aus Sicht des Naturschutzes sicher fragwürdig, aber dennoch ist es beeindruckend, wenn die Vögel sich direkt vor dem Boot die Fleischstücke aus dem Wasser holen. Für die Einheimischen sind die Touren zudem eine gute Einnahmequelle.

Der „Floating Rock“ ist auch wirklich sehenswert. Balance ist alles.

Den Rückflug habe ich so gewählt, dass ich Sonntag noch möglichst lange in Palolem bleiben kann. Am Vormittag schließe ich mich einer Bootstour an und bekomme so nochmal einen anderen Blick auf Palolem und die Umgebung. Vorbei an Monkey Island geht es zunächst bis zur nächsten größeren Bucht von Agonda Beach. Auf dem Rückweg werden noch der Honeymoon Beach und der Butterfly Beach angefahren, allerdings ohne dort an Land zu gehen. Einzig die Namen der beiden Strände klingen schön. Das, was man sieht, ist langweilig und zum Teil müllig. Die Delfinsichtungen während der Tour halten sich in Grenzen. Ein paar vereinzelte Rückenflossen werden zwar in der Nähe des Bootes gesichtet, aber größere Gruppen oder Sprünge aus dem Wasser sind uns auf dieser Tour nicht vergönnt. Das Fotografieren ist immer denkbar schwierig, da man nie weiß, wo die Rückenflossen gleich für maximal ein paar Sekunden auftauchen.

In den kleinen Straßen des Ortes ist es, wie überall in Indien, ganz normal, dass dort auch Kühe anzutreffen sind. Die Tiere sind immer tiefenentspannt, egal wie hektisch es um sie herum zugeht. Hier im Ort ist Hektik jedoch ohnehin ein Fremdwort.

Der Rückflug mit Air Asia wurde mal wieder rechtzeitig als verspätet angekündigt, sodass ich erst um 18:15 Uhr Palolem verlassen muss. Ein empfehlenswerter Kurztrip geht damit zu Ende. Gegen 23 Uhr komme ich, begleitet vom scheinbar ewigen Hupkonzert auf den Straßen Bengalurus, wieder im Hotel an.

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