Marokko

Zum ersten Mal verschlägt es mich in den Norden Afrikas, und zwar nach Marokko oder genauer gesagt in das Königreich Marokko, das seit 1999 von Mohammed VI. regiert wird. Das Land ist flächenmäßig etwas größer als Deutschland, hat aber nur ungefähr halb so viele Einwohner. Das fast 100 % muslimische Land grenzt im Norden ans Mittelmeer, im Westen an den Atlantik, im Osten an Algerien und im Süden gibt es den umstrittenen Bereich Westsahara. Um das ganze Land zu bereisen, benötigt man vermutlich mindestens drei bis vier Wochen. Da ich nur 14 Tage bleibe, werde ich den südlich von Marrakesch gelegenen Teil des Landes, sowie den Osten daher während meines Aufenthaltes größtenteils nicht erkunden. Die Grenzbereiche zu Algerien und Westsahara sollten aber ohnehin aus Sicherheitsgründen gemieden werden. Währung ist in Marokko der Dirham (10 Dh = 0,93 €). Die Umrechnung mit grob 10:1 ist zum Glück einfach. Vor nur 9 Monaten gab es im Land ja mit einer Stärke von 6,8 das schwerste Erdbeben seit Jahrzehnten. Ich hoffe mal, dass die Erde sich in den kommenden zwei Wochen zurückhält.
Eigentlich sollte ich von Hamburg über München nach Marrakesch reisen. Ab München wäre dann sogar die relativ neue Fluggesellschaft Discover Airlines geflogen, die Teil der Lufthansa Group ist. Es kommt jedoch anders, denn der Flieger in Hamburg hat so viel Verspätung, dass der Anschlussflug nicht mehr zu erreichen wäre. Die einzige Möglichkeit etwas später, aber am selben Tag noch, nach Marrakesch zu kommen, ist ein Flug mit Air France über Paris. Dort kommt es bei der Landung aufgrund der böigen Winde zum go-around. Nur wenige Meter über der Landebahn gibt der Flieger unerwartet wieder Vollgas und zieht hoch. Bis wieder ausreichend Höhe und die korrekte Position für einen neuen Landeanflug erreicht sind, vergehen bestimmt 15 bis 20 Minuten. Bedauerlicherweise hebt dann auch in Paris der Anschlussflug erst mit über einer Stunde Verspätung ab.

Leider ist der Zustand der Scheibe des etwas betagten Fliegers nur bedingt geeignet, um Fotos zu machen. Ein Foto im Landeanflug über Marrakesch habe ich nach ein paar schnellen Korrekturen doch noch gebrauchen können.

Obwohl es beim Immigration circa 30 Arbeitsplätze gibt, warten ein paar Hundert Leute darauf, abgefertigt zu werden. Wenig später verdoppelt sich die Menge der Wartenden noch einmal. Anscheinend ist der Flugplan in Marrakesch so ungünstig, dass etliche Flieger fast zur gleichen Zeit ankommen. Für die Einreise geht somit gut und gerne noch einmal eine Stunde drauf. Da das Mitführen von Drohnen strengstens verboten ist, wird auch das Handgepäck noch einmal durchleuchtet, bevor man zum Ausgang gehen kann.


Die SIM-Karten Pakete der Maroc Telecom fangen am Flughafen erst bei 20 € an. Man kann sich dort aber kostenlos eine SIM-Karte einsetzen lassen, mit der man sogar mal telefonieren kann und etwas Internet geht auch. Kleinere und somit günstigere Pakete kauft man dann besser außerhalb des Flughafens. Am Ausgang stehen unzählige Abholer mit Schildern in der Hand. Da der Abholer der Mietwagenfirma angeblich meine Flugnummer nicht hatte, hat er verständlicherweise nicht so lange gewartet und eine zusätzliche Gebühr für die mehrstündige Verspätung wird auch fällig. Ich rufe ihn an und zum Glück ist er schon nach 10 Minuten vor Ort. Der Dacia Sandero, den ich bekomme, ist fast neu und hat noch keine 10000 km runter. Dass ich mit dem fremden Auto nun in der Dunkelheit durch den hektischen Verkehr und die engen Straßen von Marrakesch fahren muss, war nicht geplant und ist schon anspruchsvoll. Ich navigiere zu einem Parkplatz, von dem ich dann eigentlich zu Fuß zur Unterkunft in der Medina gehen kann. Kurz vor dem Erreichen des Zieles ist für PKWs aber keine Weiterfahrt mehr möglich. Noch während ich überlege, was ich jetzt machen soll, spricht mich ein Rollerfahrer an, ob ich zu dem Parkplatz Aguerzam möchte, und tatsächlich wollte ich genau dort hin. Vermutlich werden an dieser Stelle häufig Touristen vom Navigationssystem fehlgeleitet. In Anbetracht der Situation entscheide ich mich ihm für ein entsprechendes Entgelt zu folgen. Den Weg hätte ich allein auf keinen Fall gefunden, zumal jetzt mittlerweile auch keine Internetverbindung mehr verfügbar ist. Vom Parkplatz lasse ich mich deshalb dann auch noch als Sozius von ihm zur Unterkunft fahren. Bei der Fahrt durch die engen und dunklen Gassen überlege ich, ob der Fahrer es auch wirklich gut mit mir meint, zumal sich noch zwei andere Personen auf einem Roller dazugesellt haben. Nach ein paar Minuten werde ich aber wohlbehalten an der Tür der Unterkunft abgesetzt. Das ist sicher nicht zur Nachahmung empfohlen, da so etwas auch anders ausgehen kann. Zum Glück lag ich mit meinem Bauchgefühl richtig, auch wenn es am Ende noch eine Diskussion über eine Erhöhung des zuvor vereinbarten Preises gab, bei der ich aber nicht nachgegeben habe.
Riad werden hier die traditionellen marokkanischen Häuser mit kühlem, schattigem Innenhof genannt. Von dem Riad sind es nur ein paar Minuten Fußweg zum bekannten Platz Jemaa el-Fna. Ich stürze mich gleich nach meiner Ankunft noch ins Getümmel. Als Erstes kaufe ich mir für 50 Dh also unter 5 € ein Internetpaket mit 7,5 GB für die kostenlose SIM-Karte vom Flughafen. Die ersten Eindrücke sind überwältigend. So viele Menschen, die fremde Kultur, alles ist laut und hektisch und der Geruch von Weihrauch liegt in der Luft. Unzählige Essensstände sind auf dem Platz aufgebaut. Teilweise sind diese auch etwas befremdlich, wie zum Beispiel der Stand mit den Ziegenköpfen. Laute, arabische Live-Musik, Tänze und diverse andere Dinge werden auf dem Platz dargeboten.

Ein nicht so glatter Start in den Urlaub endet nach Mitternacht Ortszeit, was gemäß der aktuellen Zeit in Deutschland bereits nach 1 Uhr ist.