Marrakesch

Marrakesch bedeutet „Land Gottes“ und schreibt sich auf Arabisch مراكش. In der Berbersprache Tamazight sieht das dann so aus: ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ. Allein der Name Marrakesch hat für mich etwas von 1001 Nacht und ich bin gespannt auf den Tag. Nach einem wenig beeindruckenden Frühstück gehe ich erstmal zum Friseur. Man bekommt laut Information aus der Unterkunft hier in der Medina in der Regel einen Herrenhaarschnitt inklusive einer kurzen Kopfmassage für 50 Dh (circa 4,60 €). Am Ende sagt der Friseur dann jedoch: „Gib mir, was du geben möchtest“. Vermutlich ist das bei den meisten Touristen zu seinem Vorteil. Nach einem kurzen Snack beginne ich meine Sightseeingtour.
Auf dem Weg zur Koutoubia-Moschee überquere ich den Platz Djemaa el Fna, dessen Fläche jetzt am Morgen noch weitgehend leer ist.

Leider gibt es in vielen marokkanischen Köpfen die Worte Tierwohl oder Tierschutz leider nicht. Viele der streunenden Katzen sehen nicht so gesund aus und die armen Pferde, die Touristen in der Kutsche herumfahren sollen, stehen sehr viele Stunden am Tag auf der Stelle und zudem auch noch in der prallen Sonne. Die ruhiggestellten Schlangen der Schlangenbeschwörer und Affen an der Leine sind ein paar Dinge, die man zu dem Thema nennen kann. Wie man an den beiden Touristen sieht, haben die Schlangen doch eine Anziehungskraft. Viele lassen sich mit schlaff herunterhängenden Schlangen um den Hals dann für Bares auch noch fotografieren, sodass sich an den Zuständen auch nichts ändern wird. Nur wenn man sowas ignoriert und es nicht mehr lukrativ ist, dann wird es automatisch aufhören.

Die Koutoubia-Moschee ist mit ihrem 77 Meter hohen Minarett schon von Weitem zu sehen. Von außen sieht man ihr das Alter von fast 900 Jahren nicht an, und auch die Schäden durch das Erdbeben sind auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Als Nächstes auf meiner Liste steht der Bahia Palast, der erst Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Es ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes.

Es folgt der El-Badi Palast aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. El-Badi bedeutet so viel wie „der Unvergleichliche“.

Die nächste Sehenswürdigkeit ist nicht mehr fußläufig zu erreichen, sodass ich mit dem Linienbus dorthin fahre. Die Fahrt kostet 4 Dh (0,37 €). Zunächst gehe ich aber erstmal wieder zurück zur Koutoubia-Moschee, da ich von dort nicht noch großartig umsteigen muss. Wie man sieht, gibt es noch mehrere dieser Türme in der Stadt, die allerdings deutlich kleiner sind und fast zwischen den Häusern verschwinden.

Als ich am Garden Majorelle ankomme, bin ich überrascht von dem Menschenandrang dort. Eine lange Schlange wartet auf dem Gehweg. Zwischendurch immer wieder Schilder mit der Eintrittszeit in halbstündiger Abstufung. Ich lasse mir ein Ticket für morgen früh geben und besuche noch das Yves Saint Laurent Museum, dass nur 100 Meter die Straße runter ist. Auch wenn mich Modeschöpfer nicht besonders interessieren, schaue ich mir für umsonst die gut bewachten Kleidungsstücke und Skizzen in abgedunkelten Räumen an und lausche den teilweise schwärmenden, meist weiblichen Besuchern. Fotografieren ist drinnen natürlich nicht erlaubt. YSL hatte seit 2002 das Haus nebenan als einen seiner Wohnsitze bezogen, bevor er 2008 an einem Hirntumor verstarb.

Der ebenfalls sehenswerte Le Jardin Secret, der nach umfangreicher Restaurierung erstmalig seit 2016 öffentlich zugänglich ist, war seit dem Ende des 16. Jahrhundert der Wohnsitz zahlreicher einflussreicher Persönlichkeiten. Es ist eine Ruheoase in der Stadt und bei weitem nicht so überlaufen wie der Jardin Majorelle.

Das Letzte soll für heute die ehemalige Koranschule Medersa Ben Youssef aus dem 14. Jahrhundert sein. Der Lehrbetrieb wurde bereits 1960 eingestellt. Neben einem Gebetsraum, einem Waschungsraum und einem Innenhof gibt es im Erdgeschoss und im Obergeschoss 136 Zimmer für die Studierenden. Zimmer ist allerdings übertrieben, denn die meisten Räume sind fensterlos und sehr klein.

Zum Sonnenuntergang hin füllt sich der Jemaa el-Fna zunehmend. Der Name des Platzes bedeutet im arabischen wohl so viel wie Versammlung der Toten. Seinerzeit ließen hier nämlich die Sultane aufgespießte Köpfe von Hinrichtungen zu Schau stellen. An dem Platz kamen leider 2011 bei einem Terroranschlag vormittags am Café Argana auch 17 Menschen ums Leben.