Wie ich erst hier vor Ort mitbekommen habe, ist diese Jahreszeit eigentlich nicht geeignet, um Chiang Mai zu besuchen. Es ist aktuell nämlich mitten drin in der „Burning Season“. In dieser Zeit nimmt die Stadt einen Platz unter den 5 weltweit am meisten mit Smog belasteten Städten ein. Auch der traurige Platz 1 wird zeitweise von Chiang Mai belegt. Der PM2,5 Wert übersteigt den von der WHO festgelegten Grenzwert zeitweise um das 20-fache.
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In 2021 gab es allein in Chiang Mai 600 Todesfälle im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung. Besonders hoch sind die Werte bei anhaltend gutem Wetter. Eigentlich soll man draußen nur mit Masken herumlaufen, die auch 2,5 µm kleine Feinstaubpartikel zurückhalten, aber man sieht nur einige Einheimische mit meist ungeeigneten Masken, die vermutlich eher noch wegen Covid getragen werden. Was ganz besonders auffällt ist, dass man die meiste Zeit trotz wolkenlosem Wetter keinen blauen Himmel sieht. Die Sonne scheint allerdings durch den Smog hindurch. Riechen tut man nichts und im Nahbereich sieht man auch nichts davon. Schaut man in die Ferne, dann kann man allerdings nicht sehr weit sehen. Der Hotelmanager sagt, dass ihm die Zeit jedes Mal zu schaffen macht. Ursache für diese ganze Misere ist, dass in ganz Nordthailand die Bauern ihre Felder abbrennen, um sie für die nächste Aussaat vorzubereiten. Das ist zwar verboten, wird aber trotzdem gemacht. Selbst Bangkok hat derzeit nicht so schlechte Werte, obwohl dort die Abgase des Verkehrs um ein Vielfaches höher sind. Während sich die Werte in den letzten Jahren in Bangkok verbessern, verschlechtern sie sich in Chiang Mai sogar noch. Für einen kurzen Aufenthalt von ein paar Tagen ist es wohl nicht kritisch, vorausgesetzt man hat nicht gesundheitliche Probleme mit den Atemwegen. Die meiste Zeit meiner Reise verbringe ich auf den Inseln, die deutlich bessere Luft haben.
Ich genieße also trotzdem den morgendlichen Gang durch die noch fast leere Tempelanlage. Hier und da gehen einige Mönche in der bekannten orangefarbenen Kleidung, die die höchste Stufe der Erleuchtung symbolisiert, ihrer Tätigkeit nach. Als ich in das eine Tempelgebäude hinein gegangen bin, dachte ich zuerst, dass dort echte Mönche sitzen. Da es sich aber nur um lebensechte Wachsfiguren handelte, konnte ich ungeniert von Nahem ein Foto machen, ohne um Erlaubnis zu fragen.
Der Blick morgens um 7:55 Uhr aus dem Wat Phra Singh in Richtung Rachdamnoen Road zeigt eindrucksvoll, wie die Sonne sich durch den Smog kämpft.
Da die Tempeldichte ja sehr hoch ist, schaue ich mir am Vormittag gleich mal ein paar davon an. Manchmal muss man nur auf die andere Straßenseite gehen und schon ist dort wieder einer. Auch wenn die meisten Tempel sehr ähnlich sind, so hat doch jeder seine persönliche Note und für die Gläubigen sicher auch eine spezielle Bedeutung. Der Wat Phantao ist beispielsweise ein Teakholztempel aus dem 14. Jahrhundert.
Einer der wenigen Tempel, bei dem die Touristen für die Besichtigung Eintritt zahlen müssen, ist der Wat Chedi Luang, der mit seinem teilrestaurierten steinernen Chedi, der wohl bis zu einem Erdbeben im Jahr 1545 noch 86 m hoch war, stilistisch etwas aus dem Rahmen fällt. Mit meinem Fahrrad fahre ich am Eingang rechts anstatt links, und spare mir somit unbeabsichtigt den Eintritt. Zu beachten ist, dass man in einige Tempel nur in angemessener Kleidung, also z. B. nicht mit kurzen Hosen, hineingehen soll und das Betreten bestimmter Tempelgebäude ist für Frauen gar nicht erlaubt.
Ganz relaxed chillt der Hund auf einer Bank. Es sieht so aus, als ob er gerade denkt: „Nerv mich nicht, Alter“ oder „Boah, schon wieder ’n Paparazzi.“
Der riesige Kanonenkugelbaum steht voll in Blüte.
Ganz skurril finde ich eine mechanisch animierte Skelett-Figur mit Sonnenbrille, die über Lautsprecher irgendwelche Dinge sagt. Laut Übersetzungsprogramm steht auf dem Schild, das über ihren Händen hängt: „glücklicher Onkel“.
Als Sehenswürdigkeit der Stadt gilt auch die Statue der drei Könige, die Gründerväter von Chiang Mai sind.
Am Nachmittag hole ich mir für die nächsten Tage einen Mietwagen vom Flughafen ab. Der kurze Ausflug, den ich damit am Nachmittag noch mache, ist allerdings ein Flop. Die meiste Zeit stehe ich nur im Stau. So neigt sich der Tag dann ziemlich ereignislos dem Ende zu.
Wie oben das Bild auf dem sich die Sonne am Morgen durch den Smog kämpft, hier noch ein Bild der Tempelanlage um 17:30 Uhr. Der Smog macht eine ganz besondere Lichtstimmung.
Als ich später mit dem Fahrrad durch die Gassen fahre, entdecke ich noch einen Streetmarket, der immer am Freitag stattfindet. Dort gibt es sogar noch etwas live Musik und ich komme ins Gespräch mit einem Südafrikaner, der sich circa ein halbes Jahr Auszeit genommen hat und sich durch Südostasien „treiben lässt“.